
Gas Accretion Onto Galaxies
Dieser Sammelband stellt den aktuellen Stand der Gasakkretionsforschung sowohl aus der Sicht der Beobachtung als auch der Theorie vor und zeigt unsere Fortschritte bei der Beantwortung der grundlegenden, aber schwer zu beantwortenden Frage, wie Galaxien ihr Gas erhalten. Zu verstehen, wie Galaxien entstehen und sich entwickeln, ist seit über einem Jahrhundert ein zentrales Thema in der Astronomie.
Diese Studien haben sich im neuen Jahrtausend beschleunigt, angetrieben durch zwei entscheidende Fortschritte: die Aufstellung eines soliden kosmologischen Konkordanzmodells, das das Rückgrat bildet, auf dem Galaxien entstehen und wachsen, und die Erkenntnis, dass Galaxien nicht isoliert wachsen, sondern innerhalb eines „kosmischen Ökosystems“, das das riesige Gasreservoir im intergalaktischen Raum einschließt. Dieser letztgenannte Aspekt, bei dem Galaxien über Ein- und Ausströmungen ständig Materie mit dem intergalaktischen Medium austauschen, wurde als „Baryonenzyklus“ bezeichnet. Das Thema dieses Buches steht in direktem Zusammenhang mit dem Baryonenzyklus, insbesondere mit seinem am wenigsten gut erforschten Aspekt, der Gasakkretion.
Die Akkretion ist ein seltener Bereich der Astrophysik, in dem die grundlegenden theoretischen Vorhersagen feststehen, aber die Beobachtungen die Erwartungen bisher nicht bestätigen konnten. Akkretion wird seit langem in der Umgebung der Milchstraße in den so genannten Hochgeschwindigkeitswolken beobachtet, aber der Nachweis von Akkretion selbst in der Nähe von Galaxien hat sich als schwierig erwiesen; die mehrphasige Natur der Akkretion erfordert empfindliche Beobachtungen im gesamten elektromagnetischen Spektrum, um sie vollständig zu charakterisieren.
Ein vielversprechender Ansatz besteht darin, nach kinematischen Signaturen zu suchen, aber Akkretionssignaturen werden oft mit internen Bewegungen in Galaxien verwechselt. Akkretionsstudien berühren daher ein breites Spektrum an astrophysikalischen Prozessen und damit einen großen Querschnitt der astronomischen Gemeinschaft.
Da die Beobachtungseinrichtungen endlich in der Lage sind, die Wellenlängenbereiche und Tiefen zu erreichen, in denen sich Akkretionsprozesse manifestieren können, ist es an der Zeit, diese vielfältigen Untersuchungslinien zu erfassen und den Stand der Akkretionsforschung im Baryonenkreislauf zu bestimmen.