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Emotional Communities in the Early Middle Ages
Barbara H. Rosenwein vertritt die These, dass die Menschen in "Gefühlsgemeinschaften" lebten (und leben), die jeweils ihre eigenen Normen der Gefühlsbewertung und des Gefühlsausdrucks haben, und erörtert einige Beispiele aus dem Frühmittelalter. Auf der Grundlage umfangreicher mikrohistorischer Forschungen sowie kognitiver und sozialer Konstruktionstheorien der Emotionen zeigt Rosenwein, dass verschiedene Gefühlsgemeinschaften nebeneinander existierten, dass einige von ihnen zeitweise dominant waren und dass religiöse Überzeugungen die emotionalen Stile beeinflussten, selbst wenn diese Stile dazu beitrugen, den religiösen Ausdruck zu formen.
Dieses höchst originelle Buch ist sowohl eine Studie über den emotionalen Diskurs im Frühmittelalter als auch ein Beitrag zu den Debatten zwischen Historikern und Sozialwissenschaftlern über die Natur der menschlichen Emotionen. Rosenwein untersucht den Charakter von Gefühlsgemeinschaften anhand mehrerer Fallstudien: die Grabinschriften dreier verschiedener gallischer Städte, die Schriften von Papst Gregor dem Großen, die Gefühlswelt zweier Freunde, Gregor von Tours und Venantius Fortunatus, der neustrische Hof von Clothar II. und seinen Erben und schließlich die turbulente Zeit des späten siebten Jahrhunderts. In diesem Essay stellt der Autor einen neuen Weg vor, die Geschichte der Emotionen zu betrachten, und lädt andere dazu ein, diese Untersuchung fortzusetzen und voranzutreiben.
Für Mediävisten, Frühneuzeitler und Historiker der modernen Welt wird das Buch wegen seiner überzeugenden Kritik an Norbert Elias' höchst einflussreichem Begriff des "Zivilisationsprozesses" von Interesse sein. Rosenweins Begriff der emotionalen Gemeinschaften ist ein Begriff, mit dem sich alle Historiker und Sozialwissenschaftler, die sich mit Emotionen beschäftigen, auseinandersetzen müssen.