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Common Immunity: Biopolitics in the Age of the Pandemic
Nach zwei Jahren globaler Pandemie ist es keine Überraschung, dass die Immunisierung nun im Zentrum unserer Erfahrung steht. Von der Medikalisierung der Politik bis hin zur Disziplinierung von Individuen, von Abriegelungen bis hin zu Massenimpfungsprogrammen - die heutigen Gesellschaften scheinen fest in einem Syndrom der Immunität verankert zu sein.
Um die ambivalenten Auswirkungen dieser Entwicklung zu verstehen, muss man zu ihrer modernen Entstehung zurückgehen, als die Sprachen des Rechts, der Politik und der Medizin zu dem biopolitischen Regime zu verschmelzen begannen, unter dem wir seit einiger Zeit leben. Dieses Regime räumt der Immunisierung und der Sicherheit einen hohen Stellenwert ein: Keine Sicherheit ist wichtiger als die Gesundheitssicherheit. Die Covid-19-Pandemie hat die Dynamik der Immunisierung auf ein neues Niveau gehoben: Zum ersten Mal in der Geschichte versuchen die Gesellschaften, durch Impfungen eine allgemeine Immunität in ihrer gesamten Bevölkerung zu erreichen. Dies erlaubt uns einen Blick auf die Möglichkeit einer "gemeinsamen Immunität", die die Beziehung zwischen Gemeinschaft und Immunität stärkt. Die dramatischen Spannungen, die wir in den letzten Jahren zwischen Sicherheit und Freiheit, Norm und Ausnahme, Macht und Existenz erlebt haben, verweisen alle auf das komplexe Verhältnis zwischen Gemeinschaft und Immunität, dessen entscheidende Merkmale in diesem Buch rekonstruiert werden.
Aufbauend auf der vorausschauenden Argumentation, die ursprünglich vor zwei Jahrzehnten in Immunitas entwickelt wurde, zeigt Roberto Esposito in diesem neuen Buch, wie die Pandemie und unsere Reaktionen darauf die grundlegenden biopolitischen Bedingungen unserer heutigen Gesellschaften in ein scharfes Licht gerückt haben.