Bewertung:

Walter Brüggemanns Buch bietet eine überzeugende Auslegung des Alten Testaments, die den heutigen Leser dazu herausfordert, über soziale Gerechtigkeit und die Fürsorge für Randgruppen nachzudenken, während es gleichzeitig für seine unkonventionellen theologischen Ansichten kritisiert wird.
Vorteile:Das Buch bietet eine durchdachte und fesselnde Lektüre der biblischen Texte und präsentiert eine alternative Vision von Gemeinschaft und sozialer Verantwortung. Es ist besonders wertvoll für diejenigen, die die gesellschaftlichen Normen im Hinblick auf die Fürsorge für andere neu ausrichten wollen. Viele Leserinnen und Leser schätzen Brüggemanns Fähigkeit, sie herauszufordern und eine tiefere Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift zu fördern.
Nachteile:Einige Leser finden die theologischen Interpretationen umstritten, insbesondere Brüggemanns Ansichten über Gott und die Schrift als Gegenstand von Neuinterpretationen. Dieser Ansatz mag bei denjenigen, die traditionelle Ansichten über die Unfehlbarkeit Gottes und der Heiligen Schrift vertreten, keinen Anklang finden. Darüber hinaus können die Sprache und die Konzepte für ein Publikum mit nicht theologischem Hintergrund eine Herausforderung darstellen.
(basierend auf 7 Leserbewertungen)
God, Neighbor, Empire: The Excess of Divine Fidelity and the Command of Common Good
Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Gemeinwohl finden ihren Sinn in der Beziehung - einer Beziehung, die von der Treue abhängt, aber unendlich offen ist für den Verrat der Untreue. Dieses Paradox bestimmt die Geschichte von Gott und Israel im Alten Testament. Doch der Bogen dieser Geschichte spannt sich immer weiter, und ihr Verlauf verleiht den menschlichen Beziehungen und Gemeinschaften in der Gegenwart einen Sinn. Das Alte Testament spricht immer noch.
Israel legt im Alten Testament Zeugnis von einem Gott ab, der Bundesbeziehungen initiiert und dann aufrechterhält. Gott tut dies in seiner Barmherzigkeit, indem er Verheißungen für ein gerechtes Wohlergehen macht und Bedingungen für den Gehorsam des Bundespartners aufstellt. Die Art der Beziehung selbst hängt entscheidend vom Verhalten, der Praxis und der Politik des Bundespartners ab, ist jedoch radikal im Charakter und im Handeln Gottes verwurzelt - desjenigen, der Verheißungen macht, den Bund initiiert und die Beziehung aufrechterhält.
Diese reflexive, asymmetrische Beziehung, die in den Texten und der Tradition lebendig gehalten wird, beflügelt nun die zeitgenössische Vorstellungskraft. Die Gerechtigkeit wird durch die Praxis der Nächstenliebe geprägt, die Barmherzigkeit geht über ein allgegenwärtiges quid pro quo-Kalkül hinaus, und das Recht wird zu einer dynamischen Normierung der Gemeinschaft. Das Wohlergehen der Nachbarschaft, das von den biblischen Texten inspiriert ist, ermöglicht - und verlangt sogar - eine Alternative zur Ideologie des Individualismus, die die Praxis und Politik unserer Gesellschaft bestimmt. Diese Art des Gemeinschaftslebens führt uns zurück zum Bogen der Gaben Gottes - Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Recht. Der Bund Gottes im Zeugnis des biblischen Glaubens spricht jetzt und verlangt, dass seine interpretierende Gemeinschaft dem Individualismus widersteht, die Kommerzialisierung überwindet und die Herrschaft des Imperiums durch ein Leben radikaler Nächstenliebe vereitelt.
--Matthew Brake "Religion lesen".