
In den letzten dreißig oder vierzig Jahren war es ein Gemeinplatz, dass sich Wissenschaft und Literatur nicht vertragen. Doch in jüngster Zeit hat das wissenschaftliche Schreiben eine Renaissance erlebt und ist zu einer eigenständigen Literatur geworden.
Worauf ist die plötzliche Anziehungskraft zurückzuführen? Die Anziehungskraft der Fakten? Oder die Möglichkeit, dass die "Fakten" selbst Erfindungen der spektakulärsten Art sind? Diese Ausgabe ist der Darstellung eines Teils dieser Wiederbelebung gewidmet. In "Exzesse" beschreibt Oliver Sacks Menschen, die nicht nur an zu viel Persönlichkeit leiden, sondern an zu vielen.
In "Amazon" dokumentieren Eugene Richards und Dorothea Lynch das schreckliche Geheimnis von Krankheit und Körper. Die Sexualität der Schildkröten, der Erfindungswahn, die bizarren Paarungsgewohnheiten eines tropischen Nagetiers, das zooähnliche Dasein der jungen Wissenschaftler in Reagans Star Wars - sie alle laden uns ein, "Wissenschaft" nicht nur als das Studium von Fakten zu verstehen, sondern auch als eine andere Art, das Geheimnis der Welt zu beschreiben, nicht unähnlich dem Roman.