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Horrorism: Naming Contemporary Violence
Begriffe wie "Terrorismus" und "Krieg" erfassen nicht mehr das Ausmaß der heutigen Gewalt. Mit diesem brisanten Buch macht Adriana Cavarero, eine der weltweit provokantesten feministischen Theoretikerinnen und politischen Philosophinnen, solche Begriffe tatsächlich obsolet. Sie führt ein neues Wort ein - "Horrorismus" -, um die Erfahrung von Gewalt zu beschreiben.
Im Gegensatz zum Terror ist der Horrorismus eine Form der Verletzung, die auf dem Vergehen der Entstellung und des Massakers beruht. Zahlreiche Gewaltausbrüche fallen in Cavareros Kategorie des Horrorismus, insbesondere wenn die Phänomenologie der Gewalt aus der Perspektive des Opfers und nicht aus der des Kriegers betrachtet wird. Cavarero verortet den Horrorismus in den philosophischen, politischen, literarischen und künstlerischen Darstellungen von wehrlosen und verletzlichen Opfern. Sie betrachtet sowohl Terror als auch Horror auf den Schlachtfeldern der Ilias, in der Enthauptung der Medusa und im Mord an Medeas Kindern. In der modernen Arena stellt sie eine Verbindung zwischen Schrecken, Vernichtung und Massaker her, insbesondere in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern, und greift das Werk von Primo Levi, Hannah Arendts These vom Totalitarismus und Arendts Debatte mit Georges Bataille über die Ästhetisierung von Gewalt und Grausamkeit auf.
Indem sie das Paradigma des Horrors auf die aktuellen Phänomene von Selbstmordattentätern, Folterern und hypertechnologischer Kriegsführung anwendet, integriert Cavarero Susan Sontags Ansichten über die Fotografie und die Erotisierung des Horrors sowie die Ideen von Thomas Hobbes und Carl Schmitt über Gewalt und den Staat. Durch ihre schonungslose Analyse weist Caverero nach, dass die Gewalt gegen die Hilflosen ein spezifisches Vokabular beansprucht, das seit Jahrtausenden bekannt ist, und zwar nicht nur in der westlichen Tradition. Wo die gängige Sprache nicht in der Lage ist, sich ein Bild von der Grausamkeit zu machen, zeichnet Horrorism ein brillantes Porträt ihrer lebendigen Realität.