Bewertung:

Der Hungerengel, übersetzt aus Herta Müllers deutschem Werk Atemschaukel, ist ein ergreifender Roman, der die Erfahrungen von Siebenbürger Deutschen in sowjetischen Zwangsarbeitslagern nach dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Aus der Perspektive des Protagonisten Leo Auberg werden in dem Roman Themen wie Überleben, Hunger und das menschliche Befinden im Angesicht extremer Widrigkeiten untersucht. Der Schreibstil verbindet poetische Bilder mit der nackten Realität und schafft so ein kraftvolles, aber manchmal auch beunruhigendes Leseerlebnis.
Vorteile:Das Buch ist wunderschön geschrieben, mit einer poetischen Sprache und lebendigen Bildern, die die harte Realität des Lebens in einem Zwangsarbeitslager eindrucksvoll wiedergeben. Es bietet eine einzigartige Perspektive auf die Härten, denen unschuldige Menschen in einer turbulenten historischen Zeit ausgesetzt waren, und die psychologische Darstellung von Leiden und Überleben ist sowohl einfühlsam als auch aufschlussreich. Viele Leser schätzen die Tiefe der Charaktere und die Erforschung der menschlichen Natur unter extremen Bedingungen.
Nachteile:Der Roman kann recht deprimierend sein und weist keine traditionelle Handlungsstruktur auf, was einige Leser abschrecken könnte. Manche finden ihn zu düster, mit sich wiederholenden Themen wie Hunger und Verzweiflung, die vielleicht nicht jeden ansprechen. Einige Rezensenten waren der Meinung, dass die Erzählstimme nicht glaubwürdig oder fesselnd sei, und es gab Kritik an den scheinbar endlosen Aufzählungen und Beschreibungen, die das Leseerlebnis ermüdend machen könnten.
(basierend auf 51 Leserbewertungen)
Hunger Angel
Ein meisterhafter neuer Roman des Nobelpreisträgers von 2009, der die Landschaft der Enteigneten mit der Konzentration der Poesie und der Offenheit der Prosa schildert (Nobelpreiskomitee).
Es war ein eisiger Morgen im Januar 1945, als die Patrouille den siebzehnjährigen Leo Auberg abholte, um ihn in ein Lager in der Sowjetunion zu deportieren. Leo sollte die nächsten fünf Jahre in einer Koksfabrik verbringen, Kohle schaufeln, Ziegel schleppen, Mörtel mischen und gegen das unerbittliche Kalkül des Hungers ankämpfen, das die Arbeitskolonie beherrschte: Eine Schaufelladung Kohle ist ein Gramm Brot wert.
In Der Hungerengel beschwört die Nobelpreisträgerin Herta Müller mit ihrer einzigartigen Kombination aus poetischer Intensität und leidenschaftsloser Präzision die verzerrte Welt des Arbeitslagers in all ihrer physischen und moralischen Absurdität. Sie hat Leo die Sprache gegeben, um das Unaussprechliche auszudrücken, während der Hunger seine Sinne zu einer Schärfe schärft, die sowohl halluzinatorisch als auch tiefgründig ist. In einer verwirrenden Szene nach der anderen erhalten die gewöhnlichsten Gegenstände eine zärtliche Bedeutung, wenn sie einen neuen Zweck erhalten - eine Grammophonschachtel dient als Koffer, ein Taschentuch wird zu einem Talisman, ein riesiges Stück Darmrohr fungiert als Treffpunkt für Liebende. Das Herz wird auf eine Pumpe reduziert, der Atem auf den Rhythmus einer schwingenden Schaufel mechanisiert, und Kohle, Sand und Schnee haben einen eigenen Willen. Der Hunger wird zu einem unersättlichen Engel, der das Lager heimsucht, aber auch zu einem Sparringspartner, der mit bloßen Händen Schläge austeilt, die Leo die roheste Verbindung zum Leben spüren lassen.
M ller hat Leos Kampf in Worte von atemberaubender Intensität gefasst, die uns auf eine Reise weit über den Gulag hinaus und in die Tiefen der Seele eines Mannes führen.