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Infrathin: An Experiment in Micropoetics
Die renommierte Literaturkritikerin Marjorie Perloff untersucht das Wesen des Poetischen und untersucht seine visuellen, grammatikalischen und klanglichen Komponenten.
Das „Infrathin“ war Marcel Duchamps spielerische Bezeichnung für die kleinste Nuance des Unterschieds: die zwischen dem Geräusch eines Schusses und dem Aussehen des Einschusslochs oder zwischen zwei Objekten einer Serie, die aus derselben Form hergestellt wurden. „Eat“ ist nicht dasselbe wie ‚ate‘. Das Poetische, so Marjorie Perloff, lässt sich am besten als die Sprache des Infrathin verstehen. Denn in der Poesie, sei es in Versen oder in Prosa, werden Wörter und Sätze, die im gewöhnlichen Sprachgebrauch scheinbar nichts miteinander zu tun haben, durch Klang, visuelle Gestaltung, Etymologie, Grammatik und Konstruktion neu ausgerichtet, um sie „neu zu machen“.
In ihrer revisionistischen „Mikropoetik“ stützt sich Perloff in erster Linie auf die großen Dichter der Moderne von Stein und Yeats bis Beckett und vertritt die Ansicht, dass die übliche Betonung dessen, worum es in diesem oder jenem Gedicht „geht“, den infrathinen Möglichkeiten nicht gerecht wird. Von Goethes achtzeiligem „Nachtlied des Wanderers“ über Eliots „Vier Quartette“ bis hin zur minimalistischen Lyrik von Rae Armantrout soll Infrathin unsere gegenwärtigen Lesegewohnheiten herausfordern und die zentrale Frage beantworten: Was macht Poesie zur Poesie?