Bewertung:

Das Buch ist eine tiefgreifende Erforschung der Psychoanalyse, die Erkenntnisse von Freud, Lacan, Literatur und klinischer Praxis miteinander verbindet. Es bietet ein tiefes Verständnis, erfordert aber vom Leser erhebliche Anstrengungen, um seine Konzepte vollständig zu erfassen.
Vorteile:Der Autor, Felman, fasst komplexe Ideen der Psychoanalyse auf brillante und klare Weise zusammen. Das Buch kann den Leser zutiefst berühren und vermittelt ein tiefes Verständnis menschlicher Erfahrungen, wo die Sprache oft versagt.
Nachteile:Der Inhalt kann anspruchsvoll sein und erfordert viel Arbeit, um ihn zu verstehen, besonders für diejenigen, die Lacan nur schwer folgen können. Vorsicht ist geboten, da die behandelten Themen intensiv sind und überwältigend sein können.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Jacques Lacan and the Adventure of Insight: Psychoanalysis in Contemporary Culture
Jacques Lacan, einer der einflussreichsten und umstrittensten französischen Denker des 20. Jahrhunderts, war praktizierender und lehrender Psychoanalytiker in Paris, doch seine revolutionären Seminare über Freud gingen weit über die Fachkreise hinaus: Sie wurden von Schriftstellern, Künstlern, Wissenschaftlern, Philosophen und Intellektuellen aus vielen Disziplinen mit Begeisterung besucht.
Shoshana Felman verdeutlicht die Kraft und Originalität von Lacans Werk. Auf brillante Weise analysiert sie Lacans Untersuchung der Psychoanalyse nicht als Dogma, sondern als einen fortlaufenden selbstkritischen Entdeckungsprozess. Indem sie sich auf Lacans einzigartige Art und Weise konzentriert, Freuds Denken wieder neu zu machen - und uns so in die Lage zu versetzen, an dem Moment des intellektuellen Kampfes und der Erkenntnis teilzuhaben -, zeigt Felman, wie dieser Moment der Erleuchtung für das zeitgenössische Denken entscheidend geworden ist und die Erkenntnis als solche neu definiert hat. Dieses Buch ist eine bahnbrechende Aussage nicht nur über Lacan, sondern über die Psychoanalyse im Allgemeinen.
Felman argumentiert, dass sich Lacan entgegen der landläufigen Meinung eher mit der psychoanalytischen Praxis als mit der Theorie um ihrer selbst willen beschäftigt hat. Seine wahre klinische Originalität besteht nicht in den zufälligen Innovationen, die seine Theorie von anderen psychoanalytischen Schulen unterscheiden, sondern in der Einsicht, die er uns in die strukturellen Grundlagen dessen gibt, was der Praxis aller Schulen gemeinsam ist: die Übertragung und der psychoanalytische Dialog. In Kapiteln über Poes Erzählung "Der entwendete Brief", Sophokles' Ödipus-Stücke, einen Fallbericht von Melanie Klein und Freuds Schriften zeigt Felman, wie Lacan diese Texte als erneuerte und erneuerbare intellektuelle Abenteuer und als Gleichnisse der psychoanalytischen Begegnung entdeckt. Das Buch geht diesen Fragen nach: Wie und warum funktioniert die psychoanalytische Praxis? Was macht den klinischen Erfolg aus? Was hat Freud aus dem literarischen Ödipus gelernt, und wie führt uns Freuds Text über Ödipus hinaus? Wie informiert die Psychoanalyse unsere Vorstellung davon, was Lernen und was Lesen ist, und wie verändert sie sie radikal?
Dieses Buch wird ein intellektuelles Ereignis nicht nur für Kliniker und Literaturkritiker sein, sondern auch für ein breiteres Publikum von Lesern, die sich für zeitgenössisches Denken interessieren.