
Kyrgyzstan beyond Democracy Island and Failing State: Social and Political Changes in a Post-Soviet Society
Kirgisistan ist wahrscheinlich das bekannteste aller zentralasiatischen Länder und hat die meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Berichte von NRO oder Interessengruppen und Meinungsäußerungen in den Medien hervorgebracht. Das Land öffnete sich durch Entwicklungshilfe für die Zivilgesellschaft und für Wirtschaftsreformen massiv dem westlichen Einfluss, sah sich 2005 und 2010 zwei Revolutionen gegenüber und erlebte 2010 einen blutigen interethnischen Konflikt.
Kirgisistan wird daher gemeinhin als ein doppelter Fall untersucht: zum einen war es mehr als zwei Jahrzehnte lang eine „Insel der Demokratie“ in Zentralasien - und das einzige Land der Region, das den Übergang zu einem parlamentarischen Regime geschafft hat - und zum anderen das archetypische Beispiel eines „scheiternden Staates“, der durch endemische Korruption, die Kriminalisierung des Staatsapparats und den Zusammenbruch der öffentlichen Dienste gekennzeichnet ist. Dieser Band geht über diese beiden Klischees hinaus und liefert eine forschungsbasierte und unideologische Darstellung des Landes.
Er zeigt die politischen Dynamiken, ihre Machthaber und die Rolle internationaler Organisationen auf, untersucht die tiefgreifenden sozialen Veränderungen sowohl in der ländlichen als auch in der städtischen Welt und geht der weit verbreiteten Auffassung lokaler Akteure nach, dass die fragile staatliche Identität Kirgisistans gefestigt werden sollte. In diesem Buch kommt eine neue Generation von Wissenschaftlern zu Wort, deren langfristige Feldforschung in der Landessprache es ermöglicht hat, die komplexe Entwicklung Kirgisistans mit neuen Interpretationsprismen zu erfassen.