Bewertung:

Das Buch stellt eine einzigartige und wissenschaftliche Untersuchung des Pantheismus als Gegenpol zum traditionellen Theismus und Atheismus dar und erkundet tiefgreifende philosophische Debatten über Dualitäten in der westlichen Metaphysik. Während viele Leser das Buch als intellektuell anregend und aufschlussreich empfinden, sind einige der Meinung, dass es ihm an systematischer Struktur mangelt und übermäßig komplex sein kann, was es für Gelegenheitsleser zu einer Herausforderung macht.
Vorteile:Intellektuell anregend, maßgebend, erforscht den Pantheismus als Mittelweg, reich an historischen Bezügen, klarer und einladender Schreibstil trotz komplexer Themen.
Nachteile:Für manche Leser nicht systematisch oder kritisch genug, liest sich eher wie eine kommentierte Bibliographie, zu komplex und schwierig für allgemeine Leser, ähnlich wie eine Doktorarbeit.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
Pantheologies: Gods, Worlds, Monsters
Pantheismus ist die Vorstellung, dass Gott und die Welt identisch sind - dass der Schöpfer, Erhalter, Zerstörer und Verwandler aller Dinge das Universum selbst ist. Aus monotheistischer Sicht ist diese Vorstellung unwiderruflich ketzerisch, da sie nahelegt, dass die Gottheit materiell, veränderlich und vielfältig sein könnte.
Seit der Exkommunikation von Baruch Spinoza hat das westliche Denken daher das, was es Pantheismus nennt, verteufelt und ihm Inkohärenz, Absurdität und - mit auffallender Regelmäßigkeit - Monstrosität vorgeworfen. In diesem Buch untersucht Mary-Jane Rubenstein diese immerwährende Abscheu durch eine begriffliche Genealogie der Pantheismen. Was den Pantheismus "monströs" macht - abstoßend und verführerisch zugleich -, ist die Tatsache, dass er die rassischen und geschlechtlichen Unterscheidungen durcheinanderbringt, die die westliche Philosophie und Theologie zwischen Aktivität und Passivität, Geist und Materie, Lebendigkeit und Leblosigkeit sowie Schöpfer und Geschaffenem aufstellt.
Indem er den grundlegenden Unterschied zwischen Gott und Welt verwirft, bedroht der Pantheismus alle anderen Gegensätze, die sich daraus ergeben: Licht gegen Dunkelheit, männlich gegen weiblich und Menschen gegen jeden anderen Organismus. Wenn die Panik vor dem Pantheismus mit der Angst vor überschrittenen Grenzen und zerstörten Hierarchien zu tun hat, dann stellt sich die Frage, was ein heutiger Pantheismus stören und was er neu gestalten könnte.
Aus heterogenen Quellen - mittelalterliche Häresien, ihre vor- und antisozialen Vorläufer, die allgemeine Relativitätstheorie, die Quantenmechanik, nichtlineare Biologien, Multiversen und indigene Kosmologien, Ökofeminismus, Tier- und Pflanzenkunde sowie neue und alte Materialismen - stellt Rubenstein mögliche pluralistische Pantheismen zusammen. Durch die Mobilisierung dieser monströsen Mischung ungewollter Gotteswelten gibt Pantheologies einer alten Häresie die Chance, unser Denken zu erneuern.