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Language Without Soil: Adorno and Late Philosophical Modernity
Theodor W.
Adornos facettenreiches Werk hat einen tiefgreifenden Einfluss auf weitreichende Diskurse und kritische Praktiken in der Spätmoderne ausgeübt. Seine Analyse des Schicksals der Kunst nach ihrem vermeintlichen Ende, der ethischen Imperative nach Auschwitz, der negativen Dialektik von Mythos und Freiheit vom Aberglauben, der Manipulation des Bewusstseins durch die ungleichen Geschwister Faschismus und Kulturindustrie sowie des eng gefassten Begriffs der Vernunft, der zu einer beispiellosen Ausbeutung der Natur und zu unnötigem menschlichen Leid geführt hat, sprechen zentrale Anliegen unserer Zeit an.
Die hier versammelten Aufsätze analysieren die ganze Bandbreite der Implikationen, die sich aus Adornos Forderung ergeben, die Aufgabe des kritischen Denkens bestehe darin, sich eine Seinsweise in der Welt vorzustellen, die sich in und durch eine Sprache ereignet, die sich aus dem Bann einer vermeintlichen historischen und politischen Unvermeidlichkeit befreit hat, was er einmal bezeichnenderweise eine Sprache ohne Boden genannt hat. Adornos fein ziselierte Sätze vollführen eine unablässige Geste der gedanklichen Wachsamkeit, einer Wachsamkeit, die nicht im Sinne einer moralisierenden oder ethischen Normativität verstanden wird, sondern im Sinne einer rigorosen Aufmerksamkeit für die Voraussetzungen des Denkens selbst. Die neuen Lektüren des Bandes bringen einen widerspenstigen und unorthodoxen Adorno zum Vorschein, einen anregenden und manchmal ärgerlichen Denker ersten Ranges, dessen intellektuelle Gesten politisch bewusste Formen der theoretischen Spekulation in einer Spätmoderne fördern, die vielleicht noch eine Zukunft hat, weil ihre Sprache und ihre Bestrebungen ohne Boden sind.
Ebenfalls enthalten ist eine kommentierte Übersetzung eines bahnbrechenden Interviews, das Adorno 1969 über das Verhältnis von Kritischer Theorie und politischem Aktivismus gab. Darin wird das dialektische Wechselspiel zwischen Denken und Handeln eindringlich deutlich.