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Wonderful Blood: Theology and Practice in Late Medieval Northern Germany and Beyond
Der ruhige Marktflecken Wilsnack im Nordosten Deutschlands ist den meisten Englischsprachigen und sogar vielen modernen Deutschen unbekannt. Doch im fünfzehnten Jahrhundert war es ein europäischer Wallfahrtsort, der an Bedeutung nur von Rom und Santiago de Compostela übertroffen wurde.
Das Ziel der Wallfahrt waren drei wundertätige Hostien, die angeblich in den verkohlten Überresten der Dorfkirche gefunden wurden, nachdem diese im August 1383 von einem marodierenden Ritter in Brand gesteckt worden war. Obwohl die Kirche verbrannt und die Stelle vom Regen durchnässt war, fand man die Hostien unversehrt und trocken, mit einem Tropfen des Blutes Christi in der Mitte jeder Hostie. In Wonderful Blood untersucht Caroline Walker Bynum die rettende Kraft, die dem Blut Christi an norddeutschen Kultstätten wie Wilsnack zugeschrieben wurde, die theologische Kontroverse, die solche Stätten auslösten, und die Hunderte von Andachtsbildern, Gedichten und Gebeten, die den Wunden Christi, der Geißelung und der blutigen Kreuzigung gewidmet waren.
Sie argumentiert, dass das Blut Christi sowohl als Objekt als auch als Symbol in der spätmittelalterlichen Kunst, Literatur, frommen Praxis und Theologie eine zentrale Rolle spielte. Als Objekt der Verehrung war das Blut Gegenstand intensiver Debatten über die Natur der Materie, des Körpers und Gottes, und als Motiv der jüdischen Verfolgung wurde das Blut zu einem prominenten Gegenstand der nordischen Kunst und zu einem zentralen Symbol in den Visionen der Mystiker und in den Gebeten der einfachen Menschen.