Bewertung:

Christian Smith kritisiert in seinem Buch „The Sacred Project of American Sociology“ den gegenwärtigen Zustand der amerikanischen Soziologie und vertritt die Ansicht, dass sie eher zu einer heiligen Mission geworden ist, die sich auf politische Ziele konzentriert, als auf objektive wissenschaftliche Untersuchungen. Smith betont die Verpflichtung der Disziplin auf ein „heiliges Projekt“, das auf Emanzipation und Gleichheit abzielt und seiner Meinung nach die traditionellen soziologischen Ziele in den Schatten stellt. Das Buch hat gemischte Kritiken erhalten, in denen die provokativen Einsichten gelobt, die von Smith vorgeschlagenen Lösungen und der Ton des Textes jedoch kritisiert werden.
Vorteile:Das Buch wird für seine kühne und provokative Kritik an der Soziologie gelobt, da es den politisierten Charakter der Disziplin offenlegt und eine wichtige Selbstreflexion fördert. Viele Rezensenten halten Smiths Erkenntnisse für wertvoll und sind der Meinung, dass das Buch zur Pflichtlektüre für Soziologiestudenten gehören sollte. Hervorgehoben werden auch die gründliche Analyse und die logischen Argumente sowie der ansprechende Schreibstil und die Zugänglichkeit für Nicht-Fachleute.
Nachteile:Kritiker weisen darauf hin, dass sich das Buch eher wie eine Hetzschrift als eine objektive Analyse liest, und einige behaupten, dass Smith das Vorherrschen des „heiligen Projekts“ in der Soziologie überbewertet. Andere sind mit seinen Lösungsvorschlägen nicht einverstanden, stellen zahlreiche redaktionelle Fehler fest und bezweifeln die Beweiskraft seiner Behauptungen. Es besteht der Eindruck, dass das Buch zuweilen unaufrichtig oder übermäßig persönlich ist, und es wird eher der Vorwurf der Abrechnung als der der konstruktiven Kritik erhoben.
(basierend auf 22 Leserbewertungen)
The Sacred Project of American Sociology
Entgegen der landläufigen Meinung ist und fördert die zeitgenössische amerikanische Soziologie im Kern ein zutiefst sakrales Projekt. Die heutige Soziologie wird in der Tat von sakralen Impulsen beseelt, von sakralen Verpflichtungen angetrieben und dient einem sakralen Projekt.
Oberflächlich betrachtet scheint die Soziologie ein säkulares, wissenschaftliches Unternehmen zu sein - ihre Gründerväter waren größtenteils Atheisten. Ihre grundlegenden Arbeitsprämissen sind säkular und naturalistisch. Heutige Soziologen sind im Vergleich zu allen Amerikanern überproportional wenig religiös und oft auch irreligiös.
The Sacred Project of American Sociology zeigt auf kontraintuitive Weise, dass das säkulare Unternehmen, das die alltägliche Soziologie zu verfolgen scheint, eigentlich nicht das ist, was auf der tiefsten Ebene der Soziologie vor sich geht. Christian Smith führt eine selbstreflexive, den Spieß umdrehende, kulturelle und institutionelle Soziologie des Berufsstandes der amerikanischen Soziologie selbst durch und zeigt, dass diese angeblich säkulare Disziplin ironischerweise Emile Durkheims unausweichliches Heiliges zum Ausdruck bringt, ihre eigenen Versionen des marxistischen falschen Bewusstseins veranschaulicht und eine temperamentvolle Reaktion gegen Max Webers melancholisch beobachtete Entzauberung der Welt hervorbringt.
Die amerikanische Soziologie entkommt nicht dem analytischen Netz, das sie über den Rest der gewöhnlichen Welt spannt. Die Soziologie selbst ist ein Teil dieser sehr menschlichen, sehr sozialen, oft sehr heiligen und spirituellen Welt. Und die ironische Verkennung des eigenen heiligen Projekts durch die Soziologie führt zu einer Vielzahl von wohl selbstzerstörerischen und verzerrenden Tendenzen. Dieses Buch vertritt eine Vision dessen, wofür die Soziologie im Gegensatz zu ihren derzeitigen Verpflichtungen am wichtigsten ist, und ruft die Soziologen zu einer ehrlicheren, gerechteren und gesünderen Vision ihrer Aufgabe zurück.