
Translating Holocaust Lives
Für die Leser in der englischsprachigen Welt ist fast alles, was über den Holocaust geschrieben wurde, übersetzt. Die Übersetzung ist für unser Verständnis des Holocaust unverzichtbar, denn es besteht die Notwendigkeit, anderen zu erzählen, was geschehen ist, und zwar in einer Weise, die Ereignisse und Erfahrungen für andere Gemeinschaften zugänglich - wenn nicht gar verständlich - macht.
Doch was dies bedeutet, wird von den Übersetzungswissenschaftlern erst allmählich erforscht. In diesem Buch sollen die Erkenntnisse der Übersetzungswissenschaft und der Holocaustforschung zusammengeführt werden, um zu zeigen, was ein kritisches Verständnis der Übersetzung in der Praxis und im Kontext zu unserem Wissen über das Erbe des Holocaust beitragen kann.
Die Rolle der Übersetzung besteht nicht nur in der Erleichterung eines halbwegs transparenten Informationstransfers. Das Schreiben über den Holocaust wirft Fragen zu Sprache, Wahrheit und Ethik auf, und ein theoretisch fundiertes Verständnis der Übersetzung trägt zu diesen Fragen bei, indem es die Aufmerksamkeit auf Prozesse der Vermittlung und Rezeption im kulturellen und historischen Kontext lenkt. Es ist wichtig zu untersuchen, wie das Schreiben von Holocaust-Opfern, das eng mit einer bestimmten Sprache verbunden ist und über die Beziehung zwischen Sprache, Erfahrung und Denken reflektiert, übersetzt werden kann (oder nicht).
Dieser Band bringt die Disziplinen Holocaust- und Übersetzungswissenschaft miteinander in Kontakt, um die Auswirkungen der Übersetzung auf das Schreiben über den Holocaust zu untersuchen. Die einzelnen Beiträge von Holocaust-Wissenschaftlern befassen sich mit allgemeinen, theoretischen Fragen und einzelnen Fallstudien und werden von Kommentaren von Übersetzungswissenschaftlern begleitet.