Bewertung:

Bourdieus Buch bietet eine nuancierte Untersuchung der Beziehung zwischen Martin Heideggers Philosophie und seiner politischen Zugehörigkeit, insbesondere während der Nazizeit. Es befasst sich mit den komplexen Bedingungen, die Heideggers Denken und sein Engagement in konservativen revolutionären Bewegungen in Deutschland geprägt haben. Der Autor bietet einen Rahmen für das Verständnis, wie philosophische Ideen unabhängig von den kontroversen persönlichen Überzeugungen oder politischen Aktionen ihres Schöpfers bewertet werden können.
Vorteile:Das Buch ist gut recherchiert und bietet eine einzigartige Perspektive auf die Überschneidung von Philosophie und Politik. Bourdieu verwendet Konzepte wie „Feld“ und „Habitus“, um Heidegger effektiv in den sozio-politischen Kontext seiner Zeit einzuordnen. Er fordert die Leser auf, kritisch über die Gültigkeit philosophischer Thesen nachzudenken, unabhängig von den Ideologien ihrer Verfechter. Darüber hinaus wird die Schrift als ein Aufruf zur Klarheit im Verständnis menschlicher sozialer Erfahrungen gesehen, was sie für jeden wertvoll macht, der sich für soziale Urteile interessiert.
Nachteile:Einige Leser hatten Probleme mit der physischen Beschaffenheit des Buches und erhielten Exemplare mit erheblichen Schäden, ohne dass dies vorher angekündigt wurde. Auch wenn die Erforschung von Heideggers Kontext geschätzt wird, kann es Meinungsverschiedenheiten darüber geben, wie effektiv Bourdieu die Philosophie von den Handlungen ihrer Befürworter trennt, was dazu führen könnte, dass einige Leser sich mehr Klarheit über Heideggers Mitschuld an der Naziideologie wünschen.
(basierend auf 6 Leserbewertungen)
The Political Ontology of Martin Heidegger
Martin Heideggers offenes Bündnis mit den Nationalsozialisten und die spezifische Beziehung zwischen diesem Bündnis und seinem philosophischen Denken - das Ausmaß, in dem seine Konzepte mit einer durch und durch anrüchigen Reihe von politischen Überzeugungen verbunden sind - waren das Thema einer stürmischen Debatte in jüngster Zeit. Die vorliegende Studie des führenden französischen Soziologen und Kulturtheoretikers, die zehn Jahre vor dieser Debatte geschrieben wurde, ist sowohl ein Vorläufer dieser Debatte als auch eine Analyse der institutionellen Mechanismen, die an der Produktion des philosophischen Diskurses beteiligt sind.
Obwohl Heidegger sich der Legitimität rein philosophischer Fragen bewusst ist und diese anerkennt (in seinen Verweisen auf kanonische Autoren, traditionelle Probleme und die Einhaltung akademischer Tabus), weist Bourdieu darauf hin, dass die Komplexität und Abstraktion des philosophischen Diskurses Heideggers aus seiner Situation im kulturellen Feld resultiert, wo sich zwei soziale und intellektuelle Dimensionen - politisches Denken und akademisches Denken - überschneiden.
Bourdieu kommt zu dem Schluss, dass Heidegger nicht als Nazi-Ideologe betrachtet werden sollte, dass in Heideggers philosophischen Ideen kein Platz für ein rassistisches Menschenbild ist. Vielmehr sieht er in Heideggers Denken ein strukturelles Äquivalent der "konservativen Revolution" im Bereich der Philosophie, von der der Nationalsozialismus nur eine Erscheinungsform ist.