
The Contentious French
In einer schillernden Neuinterpretation von vierhundert Jahren moderner französischer Geschichte konzentriert sich Charles Tilly nicht auf Könige und Höflinge, sondern auf das einfache Volk auf dem Dorf und auf dem Bauernhof, das dem unaufhaltsamen Vormarsch des Großkapitalismus und der Konsolidierung eines mächtigen Nationalstaates ausgesetzt ist. Tilly, Autor von "Die Vendee" und vielen anderen Büchern, wählt die Auseinandersetzung der Massen als Medium, um ein lebendiges Bild der wachsenden Fähigkeit und Bereitschaft der Menschen zu zeichnen, Ungerechtigkeit zu bekämpfen, Ausbeutung herauszufordern und ihren eigenen Platz in der Hierarchie der Macht zu behaupten.
Streit ist nicht unbedingt Unordnung. Je mehr wir uns mit Streit befassen, so Tilly, desto mehr entdecken wir eine Ordnung, die durch die Verwurzelung kollektiven Handelns im sozialen Alltag durch einen kontinuierlichen Prozess der Signalisierung, der Verhandlung und des Kampfes entsteht. Im Frankreich des siebzehnten Jahrhunderts wussten die einfachen Leute nicht, wie man demonstriert, sich versammelt oder streikt, aber sie hatten Standardverfahren, um einen Steuereintreiber zu vertreiben, einen korrupten Beamten zu untergraben und Sittlichkeitsverbrecher zu beschämen. Ende des 18. Jahrhunderts experimentierten die Franzosen mit Delegationen, öffentlichen Versammlungen und Volksjustiz. Im 19. Jahrhundert, mit dem Aufkommen des Industrieproletariats, entwickelten sie ein umfangreiches Repertoire an Streiks, Demonstrationen und direkten Angriffen auf Grundbesitzer und Kapitalisten sowie an Konflikten zwischen Arbeitern und Angestellten. Im zwanzigsten Jahrhundert weiteten sich die Protestszenarien auf noch umfassendere Formen wie Massenversammlungen, Wahlkampagnen und breit angelegte soziale Bewegungen aus.
Anstatt diese Entwicklungen abstrakt zu diskutieren, liefert The Contentious French lebendige Beschreibungen realer Ereignisse, mit Pausen, um deren Muster zu verstehen. Das Ergebnis ist eine Sicht auf die Politik, in deren Mittelpunkt der gemeinsame Kampf um die Macht steht und deren Hülle die sich verändernde Struktur der Macht ist.
Das umstrittene Französisch ist zwangsläufig kontrovers und daher Pflichtlektüre für Spezialisten in europäischer Geschichte, sozialen Bewegungen und kollektivem Handeln. Sein frischer Ansatz wird auch Studenten und allgemeine Leser ansprechen.