Bewertung:

Die Rezensionen zeigen ein polarisiertes Bild des Buches, wobei einige Leser die Erforschung des Geschichtenerzählens in der Sozialwissenschaft stark befürworten, während andere die Ausführung und den Rahmen des Buches kritisieren.
Vorteile:Das Buch wird von einigen wegen seiner überzeugenden Argumentation über die Verwendung von Geschichten zur Erklärung komplexer Phänomene sehr empfohlen. Es bietet nützliche Ideen darüber, wie Menschen ihre Handlungen rechtfertigen, und wird als wertvoll für alle angesehen, die sich für die Sozialwissenschaften interessieren.
Nachteile:Viele fanden das Buch ärgerlich und schlecht organisiert und kritisierten den willkürlichen Rahmen und den Mangel an durchdachten Einsichten. Einige Leser waren der Meinung, dass die Lektüre schmerzhaft und langweilig sei und es an Tiefe und Strenge fehle, die für ein umfassenderes Verständnis des Themas erforderlich seien.
(basierend auf 5 Leserbewertungen)
Why?
Why? ist ein Buch über die Erklärungen, die wir geben, und darüber, wie wir sie geben - ein faszinierender Blick auf die Art und Weise, wie die Gründe, die wir tagtäglich vorbringen, von sozialen Beziehungen diktiert werden und diese mitgestalten. Der renommierte Sozialhistoriker Charles Tilly untersucht in seinem leicht zu lesenden Buch die Art und Weise, wie Menschen durch ihre Begründungen Beziehungen zu anderen behaupten, aufbauen, aushandeln, reparieren, überarbeiten oder beenden.
Tilly untersucht eine Reihe von verschiedenen Arten der Begründung. So zeigt er zum Beispiel, wie ein Fluglotse den Beinahe-Zusammenstoß zweier Flugzeuge auf verschiedene Weise erklären würde, je nachdem, an wen er sich wendet: Einem Bekannten auf einer Cocktailparty würde er vielleicht mit einem Achselzucken sagen: "Das passiert ständig", oder er würde eine plaudernde, umgangssprachliche Wiedergabe des Geschehens geben; einem Arbeitskollegen gegenüber würde er eine längere, technischere Erklärung wagen, und für einen formellen Bericht an seinen Abteilungsleiter würde er einen ausführlichen, detaillierten Bericht liefern.
Tilly zeigt, dass die Gründe in vier verschiedene Kategorien fallen:
⬤ Konvention: Es tut mir leid, dass ich meinen Kaffee verschüttet habe; ich bin so ein Tollpatsch.
⬤ Erzählungen: Meine Freundin hat mich betrogen, weil sie auf meine Schwester eifersüchtig war.
⬤ Technische Ursache-Wirkungs-Rechnung: Ein Kurzschluss in der Zündanlage führte zum Ausfall der Motorrotoren.
⬤ Codes oder Arbeitsjargon: Wir können die Unterlagen nicht aushändigen. Wir sind an die Vorschrift 369 gebunden.
Tilly veranschaulicht sein Thema, indem er zeigt, wie eine Vielzahl von Menschen Gründe für die Anschläge vom 11. September 2001 angaben. Er zeigt auch, wie diejenigen, die mit einer Art von Gründen arbeiten, diese häufig in eine andere Art umwandeln. So kann ein Arzt beispielsweise eine Krankheit mit Hilfe der Fachsprache der Biochemie verstehen, sie aber seinem Patienten, der nichts von Biochemie versteht, mit Hilfe von Konventionen und Geschichten erklären.
Das Buch ist gespickt mit erfrischenden Anekdoten über alltägliche soziale Erfahrungen (einschließlich der eigenen des Autors) und liefert ein Plädoyer für Geschichten als eine der großen menschlichen Erfindungen.