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Reason After Its Eclipse: On Late Critical Theory
Martin Jay beschäftigt sich mit einer Frage, die so alt ist wie Platon und die auch heute noch aktuell ist: Was ist Vernunft, und welche Rolle spielt sie im menschlichen Streben und sollte sie spielen? Mit den Mitteln der Geistesgeschichte untersucht er die sich überschneidenden, aber nicht vollständig kompatiblen Bedeutungen, die dem Begriff „Vernunft“ im Laufe von zwei Jahrtausenden zugewachsen sind, wobei er sich auf Momente der Krise, der Kritik und der Verteidigung der Vernunft konzentriert.
Nach einem Überblick über die abendländischen Vernunftvorstellungen von den alten Griechen über Kant, Hegel und Marx beschäftigt sich Jay ausführlich mit der Art und Weise, wie die führenden Theoretiker der Frankfurter Schule - Horkheimer, Marcuse, Adorno und vor allem Habermas - versuchten, ein tragfähiges Konzept der Vernunft nach ihrem scheinbaren Untergang zu retten. Sie verzweifelten vor allem über den Verfall der Vernunft in der modernen Welt zu einer rein instrumentellen Rationalität. Wenn die Vernunft zu einem technischen Berechnungsinstrument wird, das von den Werten und Normen, die für das tägliche Leben von zentraler Bedeutung sind, losgelöst ist, dann beruhen Entscheidungen nicht mehr auf sorgfältigem Nachdenken, sondern auf Emotionen und Willen - eine Denkweise, die von den faschistischen Bewegungen des zwanzigsten Jahrhunderts übernommen wurde.
Gibt es eine solidere Vorstellung von Vernunft, die gleichzeitig als philosophisches Konzept, als Grundlage für Kritik und als Norm für menschliche Emanzipation verteidigt werden kann? Jay untersucht ausführlich die von Habermas vertretene ommunikative Rationalität und geht auf das Spektrum der Argumente ein, die für und gegen sein Werk sprechen.