Bewertung:

Das Buch „Becoming an Artwork“ von Boris Groys bietet eine tiefgründige und leicht zugängliche Analyse der gegenwärtigen Identitätskrise im Westen, in der wichtige existenzielle Themen und ihre Auswirkungen erörtert werden, ohne dabei zu politisch zu werden. Das Buch wird dafür gelobt, dass es komplexe philosophische Ideen in einem lesbaren Format zusammenfasst und so für ein breiteres Publikum zugänglich macht.
Vorteile:⬤ Zugänglicher Schreibstil, der komplexe philosophische Ideen vereinfacht
⬤ bietet eine gründliche Analyse der Identitätskrise
⬤ regt zum Nachdenken an
⬤ konzentriert sich auf die Ursachen, ohne politisch voreingenommen zu sein
⬤ lässt sich schnell lesen und bietet dennoch eine nachhaltige Wirkung.
Einige Leser könnten den Fokus des Buches als zu eng oder zu spezifisch empfinden; für diejenigen, die nicht an existenzieller Philosophie interessiert sind, könnte es uninteressant sein.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Becoming an Artwork
Die moderne Geschichte ist eine Geschichte der Ästhetisierungen - und jede Ästhetisierung erhebt einen Anspruch auf Schutz. Wir ästhetisieren und wollen fast alles schützen, auch die Erde, die Ozeane, die Atmosphäre, seltene Tierarten und exotische Pflanzen.
Der Mensch bildet da keine Ausnahme. Auch er präsentiert sich als Objekt der Betrachtung, das Bewunderung und Pflege verdient. Lange Zeit kämpften Künstler und Intellektuelle um das souveräne Recht, sich der Gesellschaft auf ihre eigene Art und Weise zu präsentieren - zu selbst geschaffenen Kunstwerken zu werden.
Heute hat jeder nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sich selbst zu gestalten. Wir sind verantwortlich für die Art und Weise, wie wir uns anderen gegenüber präsentieren - und wir können uns dieser ästhetischen Verantwortung nicht entziehen.
Wir sind jedoch nicht in der Lage, unsere eigenen Körper zu produzieren. Bevor wir beginnen, uns in Selbstgestaltung zu üben, finden wir uns bereits durch die Blicke anderer gestaltet. Deshalb hat die Praxis der Selbstgestaltung meist eine kritische und konfrontative Ausrichtung.
Wir wollen andere dazu bringen, uns so zu sehen, wie wir gesehen werden wollen - nicht nur während unseres irdischen Lebens, sondern auch nach unserem Tod. Dies ist ein komplizierter Kampf, und das Ziel dieses Buches ist es, ihn zu beschreiben und zu analysieren.