
Genealogies of Legal Vision
Es war die klassische Aufgabe der juristischen Rhetorik, das Recht sowohl sichtbar als auch verständlich zu machen. In der Moderne wurden diese beiden Ziele voneinander getrennt und einander entgegengesetzt, was zu einer gewissen Blindheit führte. Die juristische Vernunft wurde zunehmend als ein rein textuelles Unternehmen betrachtet. Gegen diesen Zwang und zur Förderung einer beginnenden visuellen Wende in der Rechtswissenschaft versucht Genealogies of Legal Vision, die klassische ars iuris wiederzubeleben und zeichnet zu diesem Zweck die Geschichte von Regimen visueller Kontrolle nach.
Das Recht stützte sich immer in erheblichem Maße auf visuelle Darstellungen, auf Bilder, Architektur, Kostüme und Statuen, um Autorität und souveräne Normen zu vermitteln. Militärische, religiöse, administrative und juristische Insignien fanden juristische Kodifizierung und Ausdruck in Sammlungen von Amtszeichen, in heraldischen Kodizes, in genealogischen Vorrichtungen und schließlich in der juristischen Erfindung des juristischen Emblembuchs in der Mitte des 16.Jahrhunderts.
Genealogies of Legal Vision zeichnet den komplexen Werdegang des Rechtswappens nach und argumentiert, dass der mens emblematica der humanistischen Juristen der Beginn eines visiokratischen Regimes war, das sich bis in die vielfältigen neuen Technologien und neuartigen Medien des heutigen Regierens fortsetzt. Dieser Sammelband bringt führende Experten für die Geschichte und Kunst von Rechtsemblemen zusammen und liefert eine bahnbrechende Darstellung der langen Beziehung zwischen Sichtbarkeit, Bedeutung und Normativität.