
Jesus as Mirrored in John: The Genius in the New Testament
James H. Charlesworth geht von einem aufkeimenden Konsens der Wissenschaft aus: Immer mehr Gelehrte erkennen, dass das vierte Evangelium historisch komplexer ist als bisher angenommen.
Charlesworth skizziert zwei historische Horizonte innerhalb von Johannes. Einerseits gibt es den jüdischen Hintergrund des Textes (mit den Kenntnissen des Evangelisten über die palästinensische Geographie und die jüdischen Bräuche), der nach Charlesworth einen Einblick in das palästinensische Judentum vor 70 bietet. Andererseits spiegelt das Evangelium auch eine Welt nach 70 wider, in der sich die ungläubigen Juden mit zunehmender Einigkeit endgültig von denjenigen trennen, die Jesus als den Messias identifiziert haben.
Der in vier Abschnitte gegliederte Band untersucht zunächst die Ursprünge des Vierten Evangeliums, seine Entwicklung in verschiedenen Ausgaben und seinen Schauplatz in Judäa und Galiläa. Charlesworth befasst sich dann speziell mit der Gestalt Jesu und mit Fragen der Geschichte.
Anschließend betrachtet er dieses Evangelium im Zusammenhang mit früherer und zeitgenössischer jüdischer Literatur, insbesondere mit den Schriftrollen vom Toten Meer. Schließlich befasst sich der Band mit der Symbolik und der Sprache des Johannes, wobei er die Schlüsselaspekte, in denen sich Johannes von den synoptischen Evangelien unterscheidet, eingehend untersucht und so provokante Fragen aufwirft wie die, ob es möglich ist, dass Jesus Maria Magdalena geheiratet hat oder nicht.
Dieses Buch eines der renommiertesten Gelehrten des Neuen Testaments ermöglicht ein tieferes Verständnis der Art und Weise, in der das Johannesevangelium eine wichtige Quelle für das Verständnis sowohl des Ursprungs des Christentums als auch der Stellung Jesu in der Geschichte ist.