Bewertung:

Die Sammlung „Recalculating“ von Charles Bernstein wird für ihre innovative und phantasievolle Herangehensweise an die Poesie gelobt, die traditionelle Definitionen in Frage stellt und die Leser ermutigt, ihr Verständnis der Kunstform zu überdenken. Während viele Leser die sprachlichen Experimente und das emotionale Engagement schätzen, wird das Buch auch kritisiert, weil einige Gedichte als obskur oder wenig tiefgründig empfunden werden.
Vorteile:⬤ Innovative und phantasievolle Gedichte, die traditionelle Definitionen in Frage stellen
⬤ reiche sprachliche Experimente
⬤ ermutigen die Leser, sich emotional und kognitiv zu engagieren
⬤ einige Einträge sind brillant und regen zum Nachdenken an.
⬤ Einige Gedichte können unverständlich oder obskur sein
⬤ gemischte Qualität der Beiträge, wobei einige unterentwickelt wirken
⬤ nicht für alle Leser empfohlen, insbesondere für diejenigen, die mit sprachlicher Poesie nicht vertraut sind.
(basierend auf 5 Leserbewertungen)
Recalculating
Recalculating ist Charles Bernsteins erste abendfüllende Sammlung neuer Gedichte seit sieben Jahren, die lange erwartet wurde. Als Ergebnis dieser langen Entstehungszeit übertreffen Umfang, Ausmaß und stilistische Vielfalt der Gedichte Bernsteins bisheriges Werk bei weitem.
Zusammengenommen nehmen die Gedichte in Recalculating den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte und Poetik der Jahrzehnte seit dem Ende des Kalten Krieges, gesehen durch die Linse sozialer und persönlicher Turbulenzen und Tragödien. Der Titel der Sammlung, der inzwischen bekannte GPS-Ausdruck, suggeriert eine Richtungsänderung aufgrund einer falschen oder unerwarteten Wendung. Für Bernstein ist die formale Erfindung ein notwendiges Ausweichen inmitten von Schwierigkeiten.
Wie in all seinen Arbeiten seit den 1970er Jahren macht er die Idee greifbar, dass radikal neue Strukturen, angeeignete Formen, eine Abneigung gegen überkommene Ideen und Konventionen, politisches Engagement und syntaktische Neuartigkeit die Türen der Wahrnehmung zu Überschwang und Resonanz, von Schwindel über Freude bis hin zu Trauer öffnen. Aber gleichzeitig mahnt er mit typisch deflationärem Eifer: "Die Feder ist kleiner als das Schwert." In diesen Gedichten macht Bernstein seine Behauptung wahr, dass "die Poesie nicht darin besteht, mit den Toten zu sprechen, sondern den Toten zuzuhören".
Dabei enthält Recalculating Übersetzungen und Adaptionen von Baudelaire, Cole Porter, Mandelstam und Paul Celan sowie mehrere Hommagen an Autoren, die für Bernsteins Werk von entscheidender Bedeutung sind, und eine Reihe epigrammatischer Vers-Essays, die Poetik mit ironischer Beobachtung, bissiger Satire und ästhetischem Slapstick verbinden. Formal verblüffend und emotional aufgeladen, macht Recalculating das Vertraute fremd - und auf verblüffende Weise macht es das Fremde vertraut.
In diese Gedichte, die vor klanglicher und rhythmischer Intensität, philosophischem Witz und multiplen Persönlichkeiten nur so strotzen, dringen Lebensereignisse ein, die jede einfache Unterscheidung zwischen Künstlichkeit und Realität aufheben. Mit Werken, die von Elegie bis Komödie, von konzeptionell bis metrisch, von expressionistisch bis ambient, von aufrüttelnd bis prozessual, von aphoristisch bis lyrisch reichen, hat Bernstein eine Reise durch die Dunkelheit geschaffen, die von Blitzen phantasievoller Erfindung und purer Freude durchzogen ist.