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Raid on the Articulate
John Dominic Crossan hat in seinem Buch In Parables gezeigt, wie die Gleichnisse Jesu eine Vergötzung der Zeit ausschließen. In diesem Buch zeigt er, wie die Gleichnisse ebenfalls einen Götzendienst der Sprache ausschließen. In einer neuen, kreativen Synthese stellt Raid on the Articulate die Sprüche und Gleichnisse Jesu den Werken des modernen argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges gegenüber, um neue Interpretationen zu ermöglichen. Crossan verortet beide Männer als literarische Ikonoklasten, als Parabler, die uns die andere Seite des Schweigens vor Augen führen können. Die Gabe, die sie mitbringen, ist eine "kosmische Eschatologie", die Fähigkeit, "am Rande des Unsinns und der Absurdität zu stehen und nicht schwindlig zu werden". Die Diskussion beginnt mit "Komödie und Transzendenz", "eine Komödie, die zu tief ist, um gelacht zu werden." Die Sprache wird am offensten gesehen und am freiesten als strukturiertes Spiel anerkannt, das das enge Tor zur Transzendenz öffnet. Dies schließt aus, dass die Sprache mit dem Tor selbst verwechselt wird. Dies wiederum wirft die Frage nach Form und Parodie auf. Crossan schreibt: "Warum sollte man sich über den Handwerker lustig machen, der mit Silber und Gold umgehen kann, und nicht über den Handwerker, der mit Form und Genre umgehen kann? Was wäre, wenn der anikonische Gott in Ikonen aus Sprache gefangen wäre? "Bei Jesus finden wir die eindringlichste Warnung vor geschnitzten Worten und der Verkapselung Gottes in Fallgesetzen, Sprichwörtern oder Seligpreisungen. Wenn Jesus sagt: "Wer sein Leben zu gewinnen sucht, wird es verlieren", stellt er ein Paradox dar, das durch den Glauben an die Sprache nicht zu lösen ist.
Borges übt eine ähnliche Funktion in der Literatur aus, wenn er Fußnoten einfügt, die auf nicht existierende Bücher verweisen. Beide argumentieren gegen den Götzendienst, die Wirklichkeit in den Worten, die auf sie verweisen, gefangen zu halten. Gleichnis und Paradoxon ist ein Plädoyer für das Gleichnis als Paradoxon in Form einer Geschichte. In diesem Kontext müssen Jesus und Borges verstanden werden. Indem er viele der Gleichnisse Jesu, insbesondere "Der barmherzige Samariter", analysiert und sie strukturell mit Borges' Werk vergleicht, sieht Crossan sie als einfache oder doppelte Umkehrungen der tiefsten Erwartungen ihres Publikums. Dies verleiht ihnen sowohl ihre Kraft als auch ihre Paradoxie. Raid on the Articulate schließt mit Überlegungen zur Plastizität der Zeit bei Jesus und Borges und zu dem, was wir aus ihrer "zerbrechlichen und aphoristischen Kunst" schließlich über sie als Menschen sagen können. Indem er sowohl biblisches als auch literarisches Material hervorhebt, erreicht John Dominic Crossan ein vertieftes Verständnis neutestamentlicher Texte und Formen, ein Verständnis, das nur möglich ist, wenn man den einzigartigen literarischen Aspekt der Reden Jesu anerkennt. "Raid on the Articulate" ist ein brillantes Beispiel dafür, wie fruchtbar strukturalistische Verfahren der Literaturkritik für das Studium der biblischen Literatur eingesetzt werden können. Es ist in der Tat ein Buch, von dem man vermutet, dass es von wahrhaft bahnbrechender Bedeutung ist." --Nathan A. Scott Jr., University of Virginia John Dominic Crossan ist emeritierter Professor für Religionswissenschaften an der DePaul University, Chicago.
In den letzten dreißig Jahren hat er zwanzig Bücher über den historischen Jesus geschrieben, von denen vier zu nationalen religiösen Bestsellern wurden: Der historische Jesus (1991), Jesus: Eine revolutionäre Biographie (1994), Wer tötete Jesus? (1995) und Die Geburt des Christentums (1998). Er ist ehemaliger Ko-Vorsitzender des Jesus-Seminars und ehemaliger Vorsitzender der Abteilung Historischer Jesus der Society of Biblical Literature, einer internationalen wissenschaftlichen Vereinigung für biblische Studien mit Sitz in den Vereinigten Staaten.