Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Defenders of the Text: The Traditions of Scholarship in an Age of Science, 1450-1800
Anthony Grafton ist gelehrt und elegant im Stil der besten Geschichtsschreiber, die die Vergangenheit für den Leser lebendig werden lassen. In einer umfassenden Darstellung der Welt der Gelehrsamkeit von der Renaissance bis zur Neuzeit stellt Grafton so bedeutende Persönlichkeiten wie Poliziano, Scaliger, Kepler und Wolf in dreidimensionalen Details vor. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf Kontinuitäten, Krisenmomente und Richtungswechsel.
Das zentrale Thema von Defenders of the Text ist die Beziehung zwischen Humanismus und Wissenschaft von der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts bis zum Beginn der Neuzeit. Die englischsprachigen Abhandlungen über den Renaissance-Humanismus haben das Engagement der Humanisten für Rhetorik, Ethik und Politik hervorgehoben und den Humanisten vorgeworfen, sich auf literarische Angelegenheiten zu konzentrieren, anstatt die reale Welt anhand neuer Entwicklungen in Wissenschaft, Philosophie und anderen technischen Disziplinen zu untersuchen. Dieses Buch zeigt, dass der Humanismus weder ein einfaches noch ein unpraktisches Unternehmen war, sondern bei der Entwicklung des modernen Lernens Hand in Hand mit der Wissenschaft arbeitete.
Grafton macht deutlich, dass der Humanismus bis zum 18. Jahrhundert ein integraler und vitaler Bestandteil der europäischen Kultur blieb und eine eigene technische Komponente - die klassische Philologie - beibehielt, die sich ebenso reichhaltig, vielfältig und unerwartet entwickelte wie jedes andere Gebiet des europäischen Denkens. Die Beschäftigung mit dem Text veranlasste die Humanisten, eine ganze Reihe von Methoden zu entwickeln, die der Wissenschaft und dem Lernen für die kommenden Jahrhunderte ihre Kraft verliehen. Grafton zeigt, dass klassische Texte auch heute noch in der Lage sind, innovative Arbeiten sowohl in der Philologie als auch in der Philosophie anzuregen, und zeichnet eine Reihe von engen und wichtigen Verbindungen zwischen Humanismus und Naturwissenschaft nach. Sein Buch wird für Intellektuellenhistoriker, Studenten der Klassiker und der klassischen Tradition sowie für Historiker der frühen modernen Wissenschaft von Bedeutung sein.