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Full Throttle Heart: The Rapture & Ecstasy of Nietzsche's Dionysian Worldview
Die kritische Seite der Philosophie Friedrich Nietzsches (1844-1900) richtete sich gegen die Moderne: Er glaubte, dass mit der Modernisierung der Verlust der "höchsten" und "edelsten" Menschentypen und der gesellschaftlichen Bedingungen, die sie hervorbringen, einherging. Die positive Seite von Nietzsches Philosophie zielte darauf ab, die Weltanschauung der antiken griechischen Kultur wiederzuerlangen. So inkohärent die kritische Seite von Nietzsches Philosophie auch erscheinen mag, die positive Seite seiner Philosophie ist kohärent; daher kann die positive Seite beide Seiten kohärenter machen. Indem er die Geschichte der Degeneration der Menschheit in die Moderne nachzeichnete, erkannte Nietzsche die Klagen des Aristophanes gegen Euripides und Sokrates als eine ursprüngliche Offenbarung des steilen Niedergangs der westlichen Kultur. Mit anderen Worten: Die Philosophie des Euripides führt zu einer Weltanschauung, in der die Menschenwürde abgewertet wird, und die Philosophie des Sokrates führt zu einer Weltanschauung, die vom Nihilismus geprägt ist. Angesichts unserer dekadenten modernen Position in der Geschichte der Menschheit mag es schwierig sein, sich die ursprüngliche westliche Weltanschauung der alten Griechen vorzustellen. Nietzsche entdeckte jedoch, dass die Art und Weise, wie die alten Griechen die Tragödie verstanden, sowohl ihr Verständnis der Existenz als auch ihr Leben mit der Würde eines echten Adels offenbart. Die antike griechische Kultur würdigte den Sinn, in dem die Existenz von göttlichen Kräften bestimmt wird - Kräften, die die Kräfte der Sterblichen übersteigen.
In ähnlicher Weise übersteigen existenzielle Geheimnisse wie Schicksal, Tod und Liebe unsere Fähigkeit, sie vollständig zu begreifen, und, wie ihre Fähigkeit, uns zu überwältigen, zeigt, haben sie irgendwie mit Göttlichkeit zu tun. Nietzsche zufolge konnten die alten Griechen in authentischer Gemeinschaft mit solchen göttlichen Kräften existieren, weil die Griechen eine noble Beziehung zu ihrer eigenen Sterblichkeit hatten. Dies kann man sich aus ihrer Sicht der Tragödie vorstellen, und Nietzsche nannte diese altgriechische Perspektive auf die Existenz "die dionysische Weltanschauung". Nach den alten Griechen: Die Zeit ist ein Kreis, Dionysos ist ein Gott, und ein "Gott" ist "das, was eine Welt erhellt". Die allgemeine Antwort, die die dionysische Weltanschauung in Bezug auf die ewige Wiederkehr des Daseins, einschließlich des Tragischen, fordert, kann also einerseits philosophisch als Amor Fati bezeichnet werden. Andererseits charakterisiert Vollgasherz die besondere Erfahrung von Amor Fati als Reaktion auf die Tragödie: eine Reaktion, die die dionysische Weltanschauung bestätigt, indem sie die Tragödie als Verzückung und Ekstase der göttlichen Affektivität erlebt. Dieses Buch ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil, "Wie man Nietzsche liest", zeigt Nietzsches Philosophie als hinreichend konsistent, so dass die Leser in der Lage sein sollten, sich jeder beliebigen Stelle in Nietzsches Schriften zuzuwenden und sich zu orientieren.
Im zweiten Teil werden die ausgelassenen, herumtollenden und ermahnenden Dithyramben der ersten Ausgabe im Lichte der Einsicht präsentiert, dass die dionysische Weltanschauung das verbindende Prinzip von Nietzsches Philosophie ist. Dazu gehört auch eine Erörterung der Mysterien des Dionysos in ihrer Beziehung zu Platons Dialogen und den Eleusinischen Mysterien. Der dritte Teil des Buches schließlich bietet Scalambrinos Übersetzung von Nietzsches sogenannten "Wahnsinnsbriefen" vom Januar 1889.