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Architecture as a Total Work of Art
Heinrich Ferstel sagte, dass architektonische Stile nicht erfunden werden, sondern aus dem geistigen Leben einer ganzen Epoche hervorgehen. Steiner stimmt dieser Aussage voll und ganz zu, fragt dann aber: Warum rekapituliert sein Zeitalter nur alte Stile? Warum ist es unfähig, einen neuen Stil zu schaffen? Das Goetheanum sollte ein neuer Impuls aus der Klarheit des anthroposophischen Strebens sein. Wie die Mysteriendramen wird dieser neue architektonische Impuls gleichzeitig zur gesellschaftlichen Erneuerung beitragen. Das Goetheanum sollte echte Kunst sein, keine Abstraktion. Es sollte nicht die Ideen der Anthroposophie in symbolischer Form einfangen, sondern ein weiterer Zweig sein, der aus der gleichen Wurzel wie die Anthroposophie wächst. Kopf und Körper müssen ganz anders geformt werden. Farbnuancen sollen an die Stelle der Linie treten.
Wir müssen aus der Farbe selbst heraus schaffen. Die Form soll das Werk der Farbe sein. Im Goetheanum stehen zwei Räume für das menschliche Streben und die Antwort auf dieses Streben. Die unendliche Kugel erscheint als neue architektonische Form. Die Bildhauerei in Holz unterscheidet sich sehr von der Bildhauerei in Stein: In ersterer müssen wir Konkavitäten herausarbeiten, während wir in letzterer Konvexitäten aufbauen müssen. Die Evolution führt nicht zu immer größerer Komplexität.
Vielmehr verläuft sie vom Einfachen zum Komplexen und dann wieder zurück zum Einfachen. Alles im Gebäude ist organisch. Das alte dynamisch-mechanische Prinzip der Architektur weicht der goetheschen Metamorphose.