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Osnabrck Station to Jerusalem
Ein originellerliterarischer Bericht über Cixous' bemerkenswerte Reise zum Geburtsort ihrer Mutter
Gewinner des French Voices Award für herausragende Veröffentlichungen und Übersetzungen
Etwa achtzig Jahre lang war die Familie Jonas aus Osnabr ck Teil einer kleinen, aber lebendigen jüdischen Gemeinde in dieser mittelgroßen Stadt in Niedersachsen. Nach dem Krieg zählte Osnabr ck keinen einzigen Juden mehr. Die meisten waren deportiert und in den Lagern ermordet worden, andere emigrierten, wenn sie konnten und wenn es ihnen gelang, ihre eigene Trägheit zu überwinden. Es ist diese Trägheit und das Scheitern der Flucht, die H l ne Cixous in Osnabr ck Station to Jerusalem zu erklären versucht.
Schon lange vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden alle Juden in Osnabrück von bösartigem Antisemitismus verfolgt. Warum also warteten die Menschen, bis sie weggingen, wenn die Bedrohung so offensichtlich war, so direkt vor ihrer Nase? Ausgehend von den Geschichten, die Cixous von ihrer Mutter Ve und ihrer Großmutter Rosalie (Rosi) erzählt wurden, werden in diesem literarischen Werk Fragmente von Ves und Rosis Geschichte neu erzählt, darunter auch der Tod von Ves Onkel Andr. Indem sie die Geschichte von Andreas Jonas aus dem zusammensetzt, was ihr erzählt wurde und was sie sich vorstellt, erzählt Cixous die Tragödie desjenigen, den sie den König Lear von Osnabr ck nennt, der seiner Tochter nach Jerusalem folgte, nur um von ihr weggeschickt zu werden und rechtzeitig nach Osnabr ck zurückzukehren, um in ein Todeslager deportiert zu werden.
Cixous wandert durch die Straßen der Stadt, von der sie ihr ganzes Leben lang in den Erzählungen ihrer Mutter und Großmutter gehört hatte, stöbert in den Archiven, trifft Beamte der Stadt und fragt sich dabei, ob sie hätte kommen sollen. Dieses Zögern und Nachdenken in der Gegenwart, oft in Dialogen mit ihrem eigenen Sohn oder ihrer Tochter, verwebt sich mit Szenen aus ihrer Kindheit in Algerien und den halb erinnerten, halb erfundenen Geschichten der Familie Jonas und macht Osnabr ck Station to Jerusalem zu einem der fesselndsten Bücher der Autorin.
Dieses Werk wurde mit dem French Voices Award für herausragende Leistungen bei der Veröffentlichung und Übersetzung ausgezeichnet. French Voices ist ein Programm, das von der französischen Botschaft in den Vereinigten Staaten und FACE (French American Cultural Exchange) ins Leben gerufen und finanziert wurde.