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Portrait of Jacques Derrida as a Young Jewish Saint
Wer kann sagen: "Ich bin Jude? "Was bedeutet "Jude"? Was bedeutet er insbesondere für Jacques Derrida, den Begründer der Dekonstruktion, den Spötter der Grenzen und festen Identitäten, den Erforscher des Unbestimmten und Unentscheidbaren? In Portrait of Jacques Derrida as a Young Jewish Saint folgt die französische feministische Philosophin Helene Cixous den verschlungenen Fäden des Jüdischseins und Nicht-Jüdischseins, die sich durch das Leben und die Werke eines der größten lebenden Philosophen ziehen.
Cixous ist eine lebenslange Freundin von Derrida. Beide wuchsen als französische Juden in Algerien auf und teilen eine "Zugehörigkeit, die sich aus Ausgrenzung und Nicht-Zugehörigkeit konstituiert" - nicht algerisch, von Frankreich abgelehnt, ihr Jüdischsein verborgen oder akkulturiert. In Derridas Familie "sagte man nie 'Beschneidung', sondern 'Taufe', nicht 'Bar Mitzvah', sondern 'Kommunion'". Das in den Katholizismus gehüllte Judentum ist ein Beispiel für die Unentscheidbarkeit der Identität, die den Denker, den Cixous einen "jüdischen Heiligen" nennt, beeinflusst hat.
Als intellektuelle Zeitgenossin von Derrida sind Cixous' Ideen über das Schreiben eng mit dessen Philosophie der Dekonstruktion verbunden, die versucht, binäre Oppositionen - wie Mann/Frau oder Jude/Nicht-Jude - aufzuheben und die dem westlichen Denken innewohnenden Ausschlussgrenzen zu verwischen. Bei der Darstellung von Derrida verwendet Cixous Metonymie, Alliteration, Reim, Neologismen und Wortspiele, um den Text in ständiger Bewegung zu halten und die Sprache von jeglicher Starrheit der Bedeutung zu befreien. Auf diese Weise schreibt sie ein Porträt von "Derrida im Flug", der von einer Erscheinung zur nächsten gleitet, sich nicht auf einen Punkt festlegen lässt und doch jeden Punkt, an dem er vorbeikommt, mit einbezieht. Vom Beschneidungsakt bis zu familiären Beziehungen, von Derridas Werken bis zu denen von Celan, Rousseau und Beaumarchais - Cixous verbindet mühelos Biografie und Textkommentar in diesem spielerischen Porträt des Mannes, seiner Werke und des Jüdischseins (oder Nicht-Jüdischseins).