Bewertung:

Michael Ruses Buch erforscht die Überschneidungen von Wissenschaft, insbesondere Evolutionsbiologie, und kulturellen Einflüssen und stellt die Ansichten wichtiger Philosophen wie Kuhn und Popper einander gegenüber. Während es eine umfassende Geschichte des evolutionären Denkens und aufschlussreiche Analysen bietet, hatten einige Leser das Gefühl, dass es von der versprochenen zentralen Untersuchung über die Natur der Wissenschaft abweicht.
Vorteile:Das Buch ist fesselnd, informativ und bietet eine gründliche Geschichte der Evolutionsbiologie. Ruse stellt philosophische Ideen auf verständliche Weise dar und liefert interessante Mini-Biografien einflussreicher Wissenschaftler. Es regt auch zum kritischen Nachdenken über die Beziehung zwischen Wissenschaft und Kultur an und ist damit sowohl für ein akademisches als auch für ein allgemeines Publikum relevant.
Nachteile:Einige Leser waren der Meinung, dass das Buch weniger zielgerichtet ist und die zentrale Frage nach der Objektivität der Wissenschaft gegenüber kulturellen Einflüssen nicht angemessen behandelt. Die anfängliche fesselnde Einführung führt zu Abschnitten, die sich wie Abschweifungen anfühlen, und es fehlt eine klare Lösung für die philosophische Hauptdebatte. Außerdem könnten diejenigen, die einen starken philosophischen Hintergrund haben, Ruses Interpretationen von Kuhn und Popper zu vereinfacht finden.
(basierend auf 9 Leserbewertungen)
Mystery of Mysteries: Is Evolution a Social Construction?
Mit dem jüngsten Sokal-Hoax - der Veröffentlichung des Pseudoartikels eines prominenten Physikers in einer führenden kulturwissenschaftlichen Zeitschrift - hat sich der Status der Wissenschaft von einer Debatte zu einem Streitfall entwickelt. Ist die Wissenschaft objektiv, ein unvoreingenommenes Abbild der Realität, wie Karl Popper und seine Anhänger glaubten? Oder ist sie subjektiv, eine soziale Konstruktion, wie Thomas Kuhn und seine Schüler behaupteten? Mystery of Mysteries ist eine aufschlussreiche Untersuchung über das Wesen der Wissenschaft am Beispiel der Evolutionstheorie.
Michael Ruse beginnt mit so schillernden Persönlichkeiten wie Erasmus Darwin (Großvater von Charles) und Julian Huxley (Bruder des Schriftstellers Aldous und Enkel von T. H. Huxley, "Darwins Bulldogge") und endet mit der Arbeit des englischen Spieltheoretikers Geoffrey Parker - ein Mikroevolutionär, der sich durch die Untersuchung der Paarungsstrategien von Mistfliegen einen Namen gemacht hat - und des amerikanischen Paläontologen Jack Sepkoski, dessen computergenerierte Modelle Massenaussterben und andere Makroereignisse in der Geschichte des Lebens rekonstruieren.
Im weiteren Verlauf des Buches befasst sich Ruse mit zwei großen Popularisierern der Evolution, Richard Dawkins und Stephen Jay Gould, sowie mit zwei führenden Vertretern der Evolutionsforschung, Richard Lewontin und Edward O. Wilson, wobei er den kulturellen Verpflichtungen dieser Persönlichkeiten besondere Aufmerksamkeit widmet: Goulds transplantierter germanischer Idealismus, Dawkins' männerdominierter Oxbridge-Kreis, Lewontins jüdischer Hintergrund und Wilsons südliche Kindheit.
Ruse erläutert die Rolle von Metaphern und Metawerten im evolutionären Denken und zieht daraus wichtige Schlüsse über die kulturelle Imprägnierung der Wissenschaft. Er zeigt Stärken und Schwächen auf beiden Seiten der "Wissenschaftskriege" auf und demonstriert, dass eine Lösung der objektiven und subjektiven Debatte dennoch möglich ist.