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Old Thiess, a Livonian Werewolf: A Classic Case in Comparative Perspective
Im Jahr 1691 verkündete ein livländischer Bauer namens Old Thiess vor einem Bezirksgericht kühn, dass er ein Werwolf sei. Doch er war keineswegs ein teuflisches Monster, sondern einer der „Hunde Gottes“, wilde Wächter, die gegen Zauberer, Hexen und sogar Satan kämpften, um die Felder, die Herden und die Menschheit zu schützen - eine verblüffende Behauptung, die damals die Aufmerksamkeit der Richter auf sich zog und auch heute noch die Aufmerksamkeit der Historiker auf sich zieht.
In diesem Buch bieten die renommierten Wissenschaftler Carlo Ginzburg und Bruce Lincoln einen einzigartig vergleichenden Blick auf den Prozess und die verblüffende Aussage von Old Thiess. Sie präsentieren die erste englische Übersetzung des Prozessprotokolls, in dem die Stimme des Mannes selbst zu hören ist, bevor sie sich späteren Analysen des Ereignisses zuwenden, die von Versuchen, den alten Thiess mit schamanistischen Praktiken in Verbindung zu bringen, bis zu dem Argument reichen, dass er gegen grausame Stereotypen des „livländischen Werwolfs“ reagierte, die eine germanische Elite benutzte, um ihre Herrschaft über die baltische Bauernschaft zu rechtfertigen.
Während Ginzburg und Lincoln ihre eigenen und die Perspektiven anderer diskutieren, reflektieren sie auch über allgemeinere Fragen der historischen Theorie, Methode und Politik. Der alte Thiess, ein livländischer Werwolf eröffnet neue Einblicke in eine bemerkenswerte historische Begebenheit und damit auch in die Geschichtswissenschaft selbst - teils als Quellentext des Prozesses, teils als Diskussion der Gedanken von Historikern zu diesem Fall und teils als Dialog über die Vorzüge und Gefahren ihrer unterschiedlichen methodischen Ansätze.