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Nevertheless: Machiavelli, Pascal
Vom Meister der „Mikrogeschichte“ eine Rekonstruktion zweier gegensätzlicher frühneuzeitlicher Denker
Dennoch umfasst es Aufsätze über Machiavelli und über Pascal. Die ambivalente Verbindung zwischen den beiden Teilen wird durch das Komma (, ) im Untertitel verkörpert: Machiavelli, Pascal. Ist dieses Komma eine Konjunktion oder eine Disjunktion?
In der Tat, beides. Ginzburg nähert sich Machiavellis Werk aus der Perspektive der Kasuistik, also der fallbezogenen ethischen Argumentation. Denn wie Machiavelli durch die wiederholte Verwendung des Adverbs nondimanco („dennoch“) andeutet, gibt es zu jeder Regel eine Ausnahme. Eine solche Sichtweise mag das traditionelle Bild von Machiavelli als zynischem, „machiavellistischem“ Denker widerspiegeln. Eine eingehende Analyse des Lesers Machiavelli sowie der Art und Weise, wie einige von Machiavellis scharfsinnigsten Lesern sein Werk gelesen haben, wirft jedoch ein anderes Licht auf Machiavelli als Schriftsteller. Die gleiche hermeneutische Strategie liegt den Essays über die Provinciales zugrunde, Pascals heftigem Angriff auf die jesuitische Kasuistik.
Kasuistik gegen Anti-Kasuistik; Machiavellis säkulare Einstellung zur Religion gegen Pascals tiefe Religiosität. Wir haben es offenbar mit zwei völlig unterschiedlichen Welten zu tun. Doch Pascal hat Machiavelli gelesen und sich intensiv mit seinem Werk auseinandergesetzt. Ein verspätetes, zeitgenössisches Echo auf diese Lektüre kann die komplexe Beziehung zwischen Machiavelli und Pascal enthüllen - ihre Divergenzen ebenso wie ihre unerwarteten Konvergenzen.