Bewertung:

Das Buch stellt die provokante These auf, dass das Wesen Europas eng mit der katholischen Kirche verbunden ist, und argumentiert, dass viele historische Schlüsselereignisse falsch interpretiert werden, ohne diese Beziehung anzuerkennen. Es stellt herkömmliche Erzählungen in Frage, indem es behauptet, dass das Erbe des antiken Roms durch den Katholizismus fortbesteht, und die Kirche als eine wesentliche Institution für die Weitergabe der europäischen Zivilisation positioniert.
Vorteile:⬤ Fesselnd und informativ, bietet es eine neue Perspektive auf die europäische Geschichte.
⬤ Kurz und prägnant, so dass es für die Leser zugänglich ist.
⬤ Bietet eine Argumentation, die die europäische Identität eng mit der katholischen Kirche verknüpft und damit für Diskussionen über Glauben und Kultur relevant ist.
⬤ Wird als voreingenommen gegenüber der römisch-katholischen Kirche wahrgenommen, was Leser, die eine objektivere Analyse suchen, abschrecken könnte.
⬤ Kritiker erwähnen Probleme mit der Qualität des Buches, einschließlich des schwachen Einbands und des schlechten Layouts.
⬤ Einige Leser sind der Meinung, dass die Argumente zu vereinfacht sind und alternative historische Interpretationen abtun.
(basierend auf 9 Leserbewertungen)
Europe and the Faith
Ausgezeichnete Analyse, wie der katholische Glaube das Römische Reich in das Christentum des Mittelalters verwandelte. Viele moderne Historiker stellen dies als "Untergang" des Reiches dar und als etwas Neues, das seinen Platz einnimmt, aber Belloc liefert gute Argumente dafür, dies eher als einen allmählichen Übergang zu sehen.
Er zeigt auch sehr überzeugend, dass Historiker die Rolle der katholischen Kirche in jenen frühen Jahrhunderten genau einschätzen sollten, unabhängig davon, ob sie diesem Glauben angehören oder nicht. Bellocs Blick auf das Verhältnis der Kirche zur Gesellschaft gibt ihm Einblicke in den soziologischen (und nicht den theologischen) Charakter der protestantischen Reformation. Aus diesen Gründen ist dieses kurze und leicht zugängliche Buch für jeden, der sich für die europäische Geschichte interessiert, durchaus lesenswert.
Dennoch weist dieses Werk einige Mängel auf. Bellocs französische Einflüsse zeigen sich in seiner wahrscheinlich zu antagonistischen Sicht auf Deutschland, als ob dieses Land völlig und unrettbar barbarisch wäre.
Fairerweise muss man jedoch sagen, dass die deutsche Geschichtsschule, gegen die er in diesem 1920 veröffentlichten Werk ständig wettert, genau die rassistische Geschichtsauffassung ist, die den Grundstein für den Nationalsozialismus gelegt hat, so dass man ihm seine Übertreibung vielleicht verzeihen kann. Der moderne Leser wird zu schätzen wissen, dass die Ansichten, die Belloc zu diskreditieren versucht, auch heute noch die Art und Weise beeinflussen, wie Geschichte an unseren Universitäten gelehrt wird, so dass das Jahrhundert, das zwischen seiner Veröffentlichung und der Gegenwart liegt, es nicht veraltet macht.
(P. Peter Mottola)