Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 13 Stimmen.
Diese englische Übersetzung von Michel Serres' Buch Gen se aus dem Jahr 1982 fängt in klarer Prosa die verblüffende Breite und Tiefe seines Denkens ein, in dem er die Beziehungen zwischen Ordnung, Unordnung, Wissen, Angst und Gewalt auslotet. Geschrieben in einer einzigartigen Mischung aus wissenschaftlichem Diskurs und lyrischem Ausbruch, klassischem philosophischem Idiom und konversationeller Intimität, abwechselnd wütend, spielerisch, raffiniert oder unharmonisch, ist Genesis ein Versuch, außerhalb metaphysischer Kategorien von Einheit oder rationaler Ordnung zu denken und uns - sowohl durch seinen Inhalt als auch durch seine Form - den "Lärm", den "Klang und die Wut" hören zu lassen, die den Hintergrund des Lebens und Denkens bilden.
Serres stützt sich auf ein umfangreiches Wissen in so unterschiedlichen Disziplinen wie Anthropologie, klassische Geschichte, Musik, Theologie, Kunstgeschichte, Informationstheorie, Physik, Biologie, Tanz und Leichtathletik und westliche Metaphysik sowie auf ein breites Spektrum an kulturellem Material wie die Schriften von Platon, Kant, August Comte, Balzac und Shakespeare, um nur einige zu nennen. Er argumentiert, dass die Philosophie in der Vergangenheit zwar maßgeblich dazu beigetragen hat, Gesetze der Logik und Rationalität aufzustellen, die für unser Verständnis von uns selbst und unserem Universum von entscheidender Bedeutung waren, dass aber eine der dringlichsten Aufgaben des Denkens heute darin besteht, zu erkennen, dass solche Inseln der Einheit Inseln der Ordnung in einem Meer der Vielfalt sind - einem Meer, das man sich nicht wirklich vorstellen kann, das man aber vielleicht noch spüren, fühlen und hören kann, wenn es im Chaos unter den momentanen Wellenbergen der von der menschlichen Zivilisation auferlegten Ordnung wütet.
Ob Wissenschaftsphilosophie oder Prosagedicht, ob klassische Meditation über Metaphysik oder Bewusstseinsstrom-Polemik und verschleierte Invektive - Serres übt eine schrullige, bisweilen rhapsodische, vor allem aber "laute" Kritik an traditionellen und aktuellen Modellen der Gesellschaftstheorie, Geschichtsschreibung und Ästhetik. Das Ergebnis ist ein Werk, das zugleich provokativ, poetisch, zutiefst persönlich und letztlich religiös ist - ein apokalyptischer Aufruf zur Wiedergeburt der Philosophie als Kunst, das Undenkbare zu denken.
Über das Buch:
"Eine sehr schöne und strenge Meditation über die Geburt von Formen inmitten von Chaos und Vielfalt von einem bedeutenden Philosophen, der auch ein exquisiter Handwerker des geschriebenen Wortes ist." --William Paulson, Universität von Michigan.
"Serres zeigt eine seltene, rohe Tendenz, die in ihrer Bissigkeit erfrischend ist... es ist die Art von unbeschwerter, perverser und grundsätzlich liberaler Tirade, die man in letzter Zeit zu selten hört." -- Word.