
Fards and Poisons
Fards and Poisons, ursprünglich 1903 veröffentlicht und hier zum ersten Mal in einer Übersetzung von Brian Stableford auf Englisch verfügbar, ist eines der exzentrischeren Werke des stets exzentrischen Jean Lorrain.
Entgegen den üblichen Erwartungen an die Erzählung von Kurzgeschichten kann man die Stücke in diesem Band als eine Reihe von klatschsüchtigen Charakterskizzen betrachten, von Schauspielerinnen und Mystikern, Gigolos und Witwen, von einer ganzen Schurkengalerie von fin de si cle-Typen, die erklären, wie der Autor den Ruf erlangte, die öffentliche Moral mit literarischen Mitteln zu korrumpieren. Das Ergebnis ist eine seltsame literarische Collage, die wie Fragmente aus einer endlosen Reihe von Gesprächen herausgeschnitten wurde und die vielleicht die Quintessenz von Lorrains Werken ist: der Ausschnitt aus seinem Leben, der seine eigene literarische Persona am genauesten festhält, wie die lange Nadel eines Lepidopterologen.
Im vorliegenden Band ist auch die Kurzgeschichte „Opfer“ enthalten, die zum ersten Mal seit ihrem ersten Erscheinen in Le Journal wiederveröffentlicht wurde. Lorrain wurde wegen Verleumdung verklagt und verurteilt, wobei das Gericht dem Autor eine hohe Geldstrafe auferlegte und ihn zu zwei Monaten Haft verurteilte, wobei die Urteile später aufgehoben wurden.