Bewertung:

In diesem Buch wird überzeugend dargelegt, dass Friedrich Nietzsches Beziehung zu Charles Darwins Evolutionstheorie komplexer ist, als traditionell angenommen wird. Nietzsche ist kein Gegner von Darwin, sondern baut auf Darwins Ideen auf und erweitert sie durch Konzepte wie soziale Selektion und Selbstselektion, was zu einem „neuen Darwinismus“ führt, der Kunst, Wissenschaft und Philosophie integriert.
Vorteile:Der Autor, John Richardson, wird für seine kohärente und schlüssige Analyse gelobt, die Nietzsches komplexe Gedanken leichter zugänglich macht. Das Buch enthält umfangreiche Primärzitate und interpretiert Nietzsches Philosophie effektiv neu. Es bietet wertvolle Einblicke in Nietzsche und Darwin und stellt die vorherrschenden Interpretationen in Frage. Es ist gut strukturiert, regt zum Nachdenken an und lohnt sich für Leser, die bereit sind, sich mit der Materie auseinanderzusetzen.
Nachteile:Einige Leser werden feststellen, dass nicht alle von Richardsons Interpretationen überzeugend sind, und das Buch ist trotz seiner relativen Klarheit möglicherweise nicht für ein breites Publikum geeignet. Außerdem erfordert die Tiefe der Analyse eine sorgfältige Lektüre und eine grundlegende Vertrautheit mit Nietzsches Werken, was für Gelegenheitsleser eine Herausforderung darstellen könnte.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Nietzsche's New Darwinism
Nietzsche schrieb in einer wissenschaftlichen Kultur, die durch Darwin verändert wurde. Er las ausgiebig bei deutschen und britischen Darwinisten, und seine eigenen Werke befassten sich häufig mit so offensichtlichen darwinistischen Themen wie Kampf und Evolution. Dennoch war das meiste, was Nietzsche über Darwin sagte, feindselig: Er griff viele seiner Ideen scharf an und verunglimpfte Darwin selbst oft als mittelmäßig. Die meisten Leser von Nietzsche haben daher gefolgert, dass er Darwin ganz beiseite geschoben haben muss.
Tatsächlich aber, so argumentiert John Richardson, wurde Nietzsche von Darwin zutiefst und durchdringend beeinflusst. Er betonte seine Meinungsverschiedenheiten, schwieg aber über mehrere Kernpunkte, die er von Darwin übernommen hatte. Außerdem, so Richardson, seien diese darwinistischen Anleihen Nietzsches Verdienst: Wenn wir sie ans Licht bringen, entdecken wir, dass seine Positionen viel stärker sind, als wir dachten. Selbst Nietzsches radikale Neuerungen werden plausibler, wenn wir ihre darwinistische Grundlage offenlegen; wir sehen, dass sie auf einen neuen Darwinismus hinauslaufen.
In den vier Kapiteln des Buches wird gezeigt, wie vier von Nietzsches problematischsten Ideen von diesem darwinistischen Umfeld profitieren. Diese sind: seine Behauptung, dass das Leben ein Wille zur Macht ist, sein Beharren darauf, dass seine Werte höher, aber auch nur seine sind, seine beunruhigende Ethik des Egoismus und seine Politik der Ungleichheit und seine Erhebung der ästhetischen über die moralischen Werte. Richardson argumentiert, dass jede dieser Nietzsche'schen Ideen einen klareren und stärkeren Sinn hat, wenn sie auf dem wissenschaftlichen Boden steht, den er von Darwin übernimmt.