
The Education of Henry Adams
Viele große Künstler haben zumindest zeitweise an ihren eigenen Fähigkeiten gezweifelt. Aber The Education of Henry Adams ist sicherlich eines der wenigen Meisterwerke, das direkt aus einem wütenden Minderwertigkeitskomplex entstanden ist.
Der Autor hatte sicherlich größere Schuhe zu füllen als die meisten von uns. Sowohl sein Großvater als auch sein Urgroßvater waren US-Präsidenten. Sein Vater, ein relativer Versager, schlug sich als Mitglied des Kongresses und Botschafter am Hof von St.
James durch.
Doch der junge Henry, der 1838 in Boston geboren wurde, war dazu bestimmt, in der Geschichte seines Landes nur eine Nebenrolle zu spielen - und schien sich dieser Tatsache schon als Heranwachsender alarmierend bewusst zu sein. Denn der Autor konnte es weder mit seinen erhabenen Vorfahren aufnehmen noch sie als verstaubte Relikte abtun - schließlich war er ein Adams, geformt aus demselben Ton des 18.
Jahrhunderts. Henry saß während des gesamten Bürgerkriegs an der Seitenlinie, diente als Privatsekretär seines Vaters und bewegte sich ängstlich auf den Minenfeldern der englischen Gesellschaft. Dann kehrte er nach Hause zurück und begann eine lange Karriere als Journalist, Historiker, Romanautor und Teilnehmer am politischen Prozess - eine Art Sprachrohr für das, was vom Gewissen Neuenglands übrig geblieben war.
Er war in keiner Weise ein Versager, außer in seiner eigenen. Und der Beweis dafür ist The Education of Henry Adams selbst, das zu den merkwürdigsten und aufschlussreichsten Büchern der amerikanischen Literatur gehört. Adams' Buch ist ein brillanter Bericht über die Entstehung seiner eigenen Sensibilität.
Die Autobiographie ist seit ihrem Erscheinen ein literarischer Meilenstein und verleiht ihrem Autor genau das, was ihm seiner Meinung nach immer verwehrt geblieben war: Erfolg.