
Documentality
Dieser Band vereint Wissenschaftler der klassischen Epigraphik, der Papyrologie und der Literatur, um den dokumentarischen Habitus im Römischen Reich zu analysieren. Texte wie Inschriften und Briefe haben in der Altertumswissenschaft an Bedeutung gewonnen, doch die imaginativen und soziologischen Dimensionen des antiken Dokuments wurden bisher nur begrenzt analysiert.
In den einzelnen Kapiteln wird untersucht, wie das Dokument in der Antike definiert wurde und wie das moderne Verständnis von Dokumentation die wissenschaftliche Herangehensweise an dokumentarische Quellen in der Antike (miss-)gestalten kann. Die Autoren untersuchen vertraute Kategorien antiker Dokumente durch die Brille der Wahrnehmung und Funktion und zeigen auf, wo das moderne Verständnis des Dokuments von den antiken Vorstellungen von Dokumentation abweicht. Die Grenze zwischen literarischen und dokumentarischen Gattungen scheint fließender zu sein, als es die bisherige Forschung zugelassen hat.
Im Vergleich zum modernen Publikum nutzten die Bewohner des Römischen Reiches ein vielfältigeres Spektrum an nicht-textuellen und textlichen Dokumentationsformen, und sie taten dies mit einer aktiveren, hinterfragenden Haltung. Die interdisziplinäre Herangehensweise an die „Mentalität“ der Dokumentation in diesem Band geht über die Standarddiskussionen über Form, Gattung und Stil hinaus, um das Dokument mit den Augen der griechisch-römischen Leser und Betrachter neu zu betrachten.