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Three Plays: Rechnitz, the Merchant's Contracts, Charges (the Supplicants)
Elfriede Jelinek wurde in der Presse lange Zeit für ihre unerbittliche Kritik an der österreichischen Mitschuld am Holocaust und ihre provokanten Dekonstruktionen der Pornografie verleumdet. Trotzdem wurde ihre zentrale Rolle für die zeitgenössische Literatur 2004 mit der Verleihung des Literaturnobelpreises gewürdigt.
Obwohl sie eine international anerkannte Dramatikerin ist, sind Jelineks Stücke in englischer Sprache nur schwer zu finden, so dass dieser neue Band, der „Rechnitz: The Exterminating Angel“, ‚The Merchant's Contracts‘ und ‚Charges (The Supplicants)‘ um so wertvoller. In „Rechnitz“ berichtet ein Chor von Boten über die Umstände des Massakers an 180 Juden, das sich in der Nähe der österreichisch-ungarischen Grenzstadt Rechnitz ereignet hat. In „Die Verträge des Kaufmanns“ liefert Jelinek eine Wirtschaftskomödie, in der das Geschwätz und der Medienrummel der Zuschauer die Kleinanleger entfremden, die die Hauptlast der Wirtschaftskrise zu tragen haben.
In „Charges (The Supplicants)“ bietet Jelinek eine eindringliche Analyse der Notlage von Flüchtlingen, von der Antike bis zur Gegenwart. Sie geht auf das unermessliche Leid derjenigen ein, die vor Tod, Zerstörung und politischer Unterdrückung in ihren Heimatländern fliehen, und stellt anhand von Quellen, die zeitlich und inhaltlich so weit auseinander liegen wie aktuelle Blogposts und Aischylos' „Die Bittsteller“, die Frage, was Flüchtlinge wollen, wie wir als Gesellschaft sie sehen und welche politischen, moralischen und persönlichen Verpflichtungen sie uns auferlegen.