
Fury
Ein neues Theaterstück der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, das sich mit dem Terroranschlag auf die Büros der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris 2015 auseinandersetzt.
In der griechischen Mythologie ist es Hera, die den Helden Herakles blendet, so dass er in einem Anfall von Wut seine eigene Familie tötet. Im einundzwanzigsten Jahrhundert haben die Götter einen anderen Namen. So auch die drei jungen Männer, die im Januar 2015 die Redaktion einer Zeitschrift und einen jüdischen Supermarkt in Paris stürmten und zwölf Menschen ermordeten. Die blinde Wut ist jedoch geblieben und virulenter denn je, nicht zuletzt weil die Waffen so viel effektiver sind.
In diesem wütenden Text, wohl einem ihrer dunkelsten, untersucht die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek das aktuelle politische Geschehen vor dem Hintergrund überdauernder Geschichte und Mythen. Wut äußert sich nicht nur vielstimmig und aus der wechselnden Perspektive islamistischer Terroristen (und ihres besonderen Judenhasses), in Form wütender deutscher Bürger, individueller narzisstischer Demütigungen oder brutaler Verteilungskämpfe rund um den Globus. Vielmehr erscheint die Wut auch als der Motor, der die Menschen seit Jahrhunderten mit einer verheerenden Kraft antreibt.
Mit ihrer charakteristischen Sprachgewalt artikuliert Jelinek ihre eigene Beunruhigung angesichts dieser Verbrechen. Nebenbei kommt sie immer wieder auf den Widerspruch zwischen religiösen Darstellungsgesetzen und der Bilderflut im Internet zurück, wo Filme von Attentaten, abgeschlagenen Köpfen und anderen Gräueltaten für Millionen zu sehen sind. Fury ist ein kompaktes Großepos, das in der Urzeit ansetzt und versucht, das Unbeschreibliche zu beschreiben und das Unerklärliche in unserer Zeit zu erzählen.