Bewertung:

Das Buch stellt eine jüdische Perspektive auf die Gedanken und die Theologie des Apostels Paulus dar und betont dabei die Themen Inklusivität und universelle Reichweite des Heils. Es wurde für seine fesselnde Schreibweise und aufschlussreiche Analyse gelobt, aber einige Leser haben kritisiert, dass es sich zu sehr auf die Ideen anderer Gelehrter, insbesondere James D.G. Dunn, stützt.
Vorteile:⬤ Fesselnd und unterhaltsam zu lesen
⬤ bietet eine neue und interessante Perspektive auf Paulus
⬤ wertvoll für das Bibelstudium
⬤ durchdachte Analyse
⬤ durchdringt theologische Schlüsselfragen
⬤ gut geschrieben von einem jüdischen Gelehrten.
⬤ Übermäßiger Rückgriff auf die Arbeit anderer Gelehrter, insbesondere James Dunn
⬤ einige Abschnitte können als veraltet oder von postmodernen Trends beeinflusst angesehen werden
⬤ möglicherweise nicht für Gelegenheitsleser oder diejenigen, die nicht ernsthaft studieren, geeignet.
(basierend auf 8 Leserbewertungen)
A Radical Jew, 1: Paul and the Politics of Identity
Daniel Boyarin betrachtet die Paulusbriefe als die geistige Autobiographie eines jüdischen Kulturkritikers aus dem ersten Jahrhundert.
Was veranlasste Paulus bei seiner dramatischen Bekehrung zum Christentum zu einer so radikalen Kritik der jüdischen Kultur? Paulus' berühmte Formulierung "In Christus gibt es weder Jude noch Grieche, weder Mann noch Frau" verdeutlicht die Genialität des Christentums: seine Sorge um alle Menschen. Das Geniale am Judentum ist, dass es die Abstammung und die kulturellen und ethnischen Unterschiede anerkennt.
Aber die Übel dieser beiden Denksysteme sind das Gegenteil ihrer Genialität: Das Christentum droht, Universalität zu erzwingen, während ethnische Unterschiede eines der problematischsten Themen der modernen Geschichte sind. Boyarin schlägt eine "Diaspora-Identität" vor, um die Fallstricke zu umgehen, die beiden Positionen innewohnen. Jüdischsein sprengt die Identitätskategorien, weil es nicht national, genealogisch oder gar religiös ist, sondern alles zusammen, in dialektischer Spannung zueinander.
Ähnlich verhält es sich mit dem Geschlecht: Die geschlechtliche Identität macht uns in mancher Hinsicht anders, in anderer nicht. Die Erforschung dieser Spannungen im paulinischen Korpus, so Boyarin, wird uns zu einem besseren Verständnis unserer eigenen kulturellen Zwickmühlen als Männer und Frauen, Schwule und Heterosexuelle, Juden und Palästinenser - und als menschliche Wesen - führen.