Bewertung:

Das Buch ist eine faszinierende und leicht zugängliche Erforschung der Rolle, die Juden bei der Entwicklung der Heterosexualität gespielt haben, und verbindet persönliche Reflexionen mit tiefen wissenschaftlichen Einsichten. Es wird besonders von denjenigen geschätzt, die sich für die Überschneidungen von Sexualität, Geschlecht und jüdischer Identität interessieren.
Vorteile:⬤ Gut geschrieben und zugänglich
⬤ tiefgründige Wissenschaft
⬤ bietet eine einzigartige Perspektive auf Juden und Sexualität
⬤ persönliche und durchdachte Erzählung
⬤ intellektuell ansprechend.
Es wurden keine spezifischen Nachteile genannt, obwohl sich mögliche Kritikpunkte auf die akademische Tiefe beziehen könnten, wenn der Leser einen allgemeineren Überblick bevorzugt.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Unheroic Conduct, 8: The Rise of Heterosexuality and the Invention of the Jewish Man
In einem Buch, das sowohl aufklären als auch provozieren wird, bietet Daniel Boyarin eine Alternative zum vorherrschenden euro-amerikanischen Krieger-/Patriarchenmodell der Männlichkeit und entdeckt das jüdische Ideal des sanften, aufnahmebereiten Mannes wieder. Die westliche Vorstellung vom aggressiven, sexuell dominanten Mann und der passiven Frau reicht über Freud bis in die römische Zeit zurück, aber wie Boyarin deutlich macht, sind solche Geschlechterrollen nicht universell. Durch die Analyse antiker und moderner Texte zeigt er, dass die frühen Rabbiner - gelehrt und familienorientiert - in der traditionellen jüdischen Gesellschaft Vorbilder der Männlichkeit und die Hauptobjekte des weiblichen Begehrens waren.
Boyarin stellt diejenigen in Frage, die den "feminisierten Juden" als pathologisches Produkt der Diaspora oder als Hirngespinst antisemitischer Phantasie betrachten, und argumentiert, dass die Diaspora wertvolle Alternativen zu den vorherrschenden Geschlechternormen der dominanten Kulturen hervorgebracht hat. Er findet die Ursprünge des rabbinischen Männlichkeitsmodells im Talmud, und obwohl er die unterdrückerischen Aspekte der rabbinischen Gesellschaft unerbittlich kritisiert, zeigt er auf, dass sie für Frauen ein größeres Glück bedeuten kann als die passive Vornehmheit, die nach bürgerlichen europäischen Maßstäben erforderlich ist.
Boyarin analysiert auch die Selbsttransformation von drei ikonischen Wiener Juden der Moderne: Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse.
Theodor Herzl, der Begründer des Zionismus.
Und Bertha Pappenheim (Anna O.), die erste psychoanalytische Patientin und Begründerin des jüdischen Feminismus in Deutschland. Pappenheim ist Boyarins Heldin: Sie ist es, die ihm ein Modell für eine militante feministische, antihomophobe Transformation der orthodoxen jüdischen Gesellschaft von heute liefert.
Wie sein bahnbrechendes Carnal Israel ist dieses Buch talmudische Wissenschaft in einem völlig neuen Licht, mit einer Vitalität, die die Aufmerksamkeit von Lesern in feministischen Studien, der Geschichte der Sexualität, der jüdischen Kultur und der Geschichte der Psychoanalyse auf sich ziehen wird.