
Während sich die Gender Studies in der Literaturwissenschaft einen Namen gemacht haben, ist ein Großteil der Forschung zum deutschen Mittelalter dem anglo-amerikanischen Publikum weitgehend unzugänglich. Mit Gender als zentraler Analysekategorie erschließt „Gender Bonds, Gender Binds“ in einzigartiger Weise deutsches Mittelaltermaterial für Englischsprachige.
In Anerkennung des Einflusses von Ann Marie Rasmussens Mothers and Daughters in Medieval German Literature“ (Mütter und Töchter in der deutschen Literatur des Mittelalters) erweitert dieser transatlantische Band die Fragen, die in ihrem Buch von 1997 und in nachfolgenden Arbeiten eingeführt wurden. Der Sammelband ist mehr als eine bloße Hommage, er führt die Debatten in neue Richtungen: Er untersucht, wie das Geschlecht Menschen, Praktiken, Texte und Interpretationstraditionen miteinander verbindet, während es diese Dinge sozial, ideologisch, kulturell oder historisch einschränkt und abgrenzt. Wie die Beiträge zeigen, führt eine genaue, auf das Material fokussierte Analyse zu komplexen Ergebnissen, die sich nicht einfach auf eine Plattitüde reduzieren lassen.
Die Aufsätze steuern einen festen Kurs durch das Terrain der geschlechtlichen Bindungen, von denen viele auch in der Gegenwart herausfordernd bleiben. Darin liegt die große Tragweite dieses Bandes, denn das Verständnis der Langlebigkeit des Patriarchats und seiner Auswirkungen auf die menschlichen Beziehungen zeigt, wie wichtig die Beschäftigung mit der Vergangenheit für uns als Gesellschaft heute sein kann.