
Hidden Multilingualism in 19th-Century European Literature
Die Verunglimpfung der Mehrsprachigkeit ist eine europäische Entwicklung des 18. und 19.
Jahrhunderts, in der eine Nationalsprache und eine Nationalliteratur befürwortet, etabliert und institutionalisiert wurden. Mehrsprachige Schriftsteller nutzten schon damals das kreative Potenzial mehrerer Sprachen. Allerdings passten sie sich oft einem zunehmend einsprachigen Buchmarkt an, der ihre individuelle Mehrsprachigkeit unsichtbar machte.
Dies zeigt sich in der Literaturgeschichtsschreibung, die einen monolingualen nationalen Kanon etablierte. Die Erforschung der versteckten Mehrsprachigkeit ist oft schwierig: Da mehrsprachige Texte von mehrsprachigen Autoren oft nicht oder nur in einer einsprachigen Version veröffentlicht wurden, sind die Quellen rar.
In den Literaturgeschichten der damaligen Zeit wird die Mehrsprachigkeit oft nicht erwähnt. Darüber hinaus waren viele mehrsprachige Schriftsteller Angehörige von Minderheitengruppen (Frauen, Juden, Nichteuropäer) und wurden daher oft vernachlässigt.
Der Band bietet Methoden und Theorien, um sich diesem verborgenen Material systematisch zu nähern, sowie Fallstudien zu Autoren und Nationalliteraturen in einem mehrsprachigen Kontext. Er trägt somit zur Umstrukturierung einer mehrsprachigen transnationalen Literaturgeschichte bei, die auf verschiedene Philologien anwendbar ist.