
Das Yajnavalkya zugeschriebene Dharmasastra, allgemein als Yajnavalkya Smrti bezeichnet, ist ein Text über religiöses, ziviles und strafrechtliches Recht und Rechtsprechung, der etwa im vierten oder fünften Jahrhundert während der Herrschaft der Guptas verfasst wurde. Er stellt den Höhepunkt einer tausendjährigen Rechtstradition dar.
Die Präzision des Denkens und des Ausdrucks sowie die juristische Fachterminologie unterscheiden es von seinen Vorgängern, wie den frühen Dharmasutras und dem Traktat des Manu. Neben dem alltäglichen Leben der Menschen beleuchtet der Text wichtige kulturelle Neuerungen, wie die Bedeutung von Dokumenten in Handels- und Rechtsangelegenheiten, die Wichtigkeit von Prüfungen bei der Beilegung von Streitigkeiten und die wachsende Bedeutung von Yoga in der religiösen Praxis. Das Traktat wurde zum einflussreichsten Rechtstext im mittelalterlichen Indien und galt nach der Interpretation des Kommentators Vijnanesvara aus dem zwölften Jahrhundert unter britischer Herrschaft als "das Gesetz des Landes".
Trotz seiner anerkannten Bedeutung für die antiken und mittelalterlichen Rechtstraditionen ist der Sanskrit-Text noch nie kritisch ediert worden. Diese kritische Ausgabe und die in der Murty Classical Library of India veröffentlichte Übersetzung erschließen dem modernen Leser sowohl das "goldene Zeitalter" der Guptas als auch einen zentralen Text der langen und bedeutenden indischen Rechtstradition.