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Aesthetics and Its Discontents
Noch gestern wurde der Ästhetik vorgeworfen, kulturelle Spiele der sozialen Distinktion zu verschleiern. Jetzt gilt sie als parasitärer Diskurs, von dem die künstlerische Praxis befreit werden muss.
Aber die Ästhetik ist kein Diskurs. Sie ist ein historisches Regime der Identifikation von Kunst. Dieses Regime ist paradox, denn es begründet die Autonomie der Kunst nur um den Preis, dass es die Grenzen aufhebt, die ihre Praktiken und ihre Objekte von denen des Alltags trennen, und dass es das freie ästhetische Spiel zum Versprechen einer neuen Revolution macht.
Die Ästhetik ist nicht zufällig eine Politik, sondern ihrem Wesen nach. Aber diese Politik bewegt sich in der ungelösten Spannung zwischen zwei gegensätzlichen Formen von Politik: Die erste besteht darin, die Kunst in Formen des kollektiven Lebens zu verwandeln, die zweite darin, die Autonomie, die sie zu einem Versprechen der Emanzipation macht, vor allen Formen des militanten oder kommerziellen Kompromisses zu bewahren.
Diese konstitutive Spannung erhellt die Paradoxien und Transformationen der kritischen Kunst. Sie ermöglicht es auch zu verstehen, warum die heutigen Forderungen, die Kunst von der Ästhetik zu befreien, fehlgeleitet sind und dazu führen, dass sowohl die Ästhetik als auch die Politik in der Ethik erstickt werden.