Bewertung:

Das Buch ist eine gründliche Analyse der Geschichte menschlicher Wissenspraktiken, die einen ausgeklügelten Rahmen für die Organisation und das Verständnis verschiedener epistemologischer Phänomene bietet. Es baut auf den früheren Arbeiten des Autors auf und ist klar und fesselnd geschrieben, obwohl es oft bekannte historische Ereignisse mit neuen Interpretationen aufgreift.
Vorteile:⬤ Scharfe analytische Fähigkeiten des Autors bei der Erschließung neuer zeitlicher Bedeutungen für historische Ereignisse.
⬤ Klarer und leicht lesbarer Schreibstil.
⬤ Bietet einen strukturierten Ansatz zum Verständnis der Wissensgeschichte mit einem starken konzeptionellen Rahmen (CADA).
⬤ Reich an wissenschaftlichen Erkenntnissen und Anregung zum intellektuellen Engagement.
⬤ Viele der behandelten historischen Ereignisse sind bereits bekannt, was den Neuigkeitsgrad möglicherweise einschränkt.
⬤ Die Komplexität der Konzepte kann für einige Leser, die mit der Materie nicht sehr vertraut sind, eine Herausforderung darstellen.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
A Social History of Knowledge II: From the Encyclopaedia to Wikipedia
Peter Burke knüpft an seine meisterhafte Sozialgeschichte des Wissens an, indem er dort weitermacht, wo der erste Band um 1750 mit der Veröffentlichung der französischen Enzyklopädie aufhörte, und die Geschichte bis zu Wikipedia verfolgt. Wie der vorherige Band ist es eine Sozialgeschichte (oder eine retrospektive Wissenssoziologie) in dem Sinne, dass es sich nicht auf Einzelpersonen konzentriert, sondern auf Gruppen, Institutionen, kollektive Praktiken und allgemeine Trends.
Das Buch ist in 3 Teile gegliedert. Im ersten Teil wird argumentiert, dass die scheinbar zeitlosen Aktivitäten - das Sammeln, Analysieren, Verbreiten und Anwenden von Wissen - in Wirklichkeit zeitgebunden sind und in verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten unterschiedliche Formen annehmen. Im zweiten Teil wird versucht, der Tendenz, eine triumphale Geschichte des "Wachstums" des Wissens zu schreiben, entgegenzuwirken, indem Wissensverluste und der Preis der Spezialisierung erörtert werden.
Der dritte Teil bietet einen geografischen, soziologischen und chronologischen Überblick, in dem die Erfahrungen der Zentren und der Peripherien einander gegenübergestellt werden und die These vertreten wird, dass jeder der Haupttrends dieser Zeit - Professionalisierung, Säkularisierung, Nationalisierung, Demokratisierung usw. - nebeneinander bestand und mit seinem Gegenteil interagierte.
Wie immer präsentiert Peter Burke eine atemberaubende Bandbreite an wissenschaftlichen Erkenntnissen in einer Prosa von beispielhafter Klarheit und Zugänglichkeit. Der mit Spannung erwartete zweite Band wird in den Geistes- und Sozialwissenschaften zur Pflichtlektüre gehören.