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Philosophy, Ethics, and Politics
In dieser Reihe von Interviews und Dialogen, die zwischen 1981 und 2003 stattfanden, behandelt Paul Ricoeur einige der zentralen Fragen der politischen Philosophie und Ethik: Gerechtigkeit, Gewalt, Krieg, die Umweltkrise, die Frage des Bösen, ethisches und politisches Handeln in der Polis. Die philosophischen Fragen werden mit den aktuellen Anliegen und der praktischen Realität der heutigen Politik in Verbindung gebracht.
Wie kann der Philosoph über Politik sprechen, ohne eine überlegene Einsicht oder eine höhere Ordnung des Wissens zu beanspruchen? Ricoeur unterscheidet drei Ebenen der Gesellschaft: „Werkzeuge“ (Produktionsweisen und die Akkumulation von Technologie), „Institutionen“ (die an nationale Kulturen gebunden sind) und „Werte“ (die den Anspruch erheben, universell zu sein). Die Aufgabe des Philosophen besteht darin, jede dieser Ebenen zu untersuchen und Räume für Reflexion, Kritik und demokratische Überlegungen zu eröffnen. Es geht darum, die Paradoxien des Politischen zu erforschen, anstatt sich auf Gewissheiten zu berufen, die vom Gewissen diktiert werden. So wie es keine große Erzählung über die Vergangenheit mehr gibt, so gibt es auch keine Utopie mehr, die die gewünschte Zukunft projizieren könnte. Was bleibt, ist die menschliche Kreativität, die die gemeinsame Quelle für die bereits vorhandenen institutionellen Rahmen und die darüber hinausgehenden Horizonte darstellt. Das Engagement des Philosophen besteht in dem Versprechen, diese Quelle genau in dem Moment wiederzubeleben, in dem sie unter dem Gewicht des Realen zu versiegen scheint.
Dieser Band mit Interviews und Gesprächen mit einem der bedeutendsten französischen Philosophen der Nachkriegszeit ist für jeden interessant, der sich für die großen politischen und ethischen Fragen unserer Zeit interessiert.