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Politics, Economy, and Society: Writings and Lectures
Die Philosophie von Paul Ricoeur wird selten durch die Brille der politischen Philosophie betrachtet, und doch waren Fragen der Macht und des Zusammenlebens in der Polis ein ständiges Thema in seinen Schriften. Dieser Band versammelt eine Auswahl seiner Texte aus sechs Jahrzehnten, von 1958 bis 2003, die Ricoeurs politisches Projekt in seiner Kohärenz und Vielfalt präsentieren.
Für Ricoeur ist das Politische der Bereich einer Spannung zwischen "Rationalität" (dem Versuch, eine kohärente Erklärung der Welt zu liefern) und "Irrationalität", die sich in Gewalt und Unterdrückung manifestiert. Dieses "politische Paradoxon" ist der Kern der Politik, denn der Anspruch, die Welt zu erklären, erzeugt seine eigene Form der Gewalt, je mehr man das Gute begehrt, desto mehr ist man geneigt, es durchzusetzen. Ricoeur warnt die Bürger, die Hüter der Demokratie, vor jedem totalisierenden Gedankensystem und jedem dogmatischen Verständnis der Geschichte. Die Macht muss geteilt und kontrolliert werden, und Ricoeur verteidigt eine Form des politischen Liberalismus, in der sich die Staaten der Grenzen ihrer Macht bewusst sind und die Freiheit ihrer Bürger respektieren.
Diese wenig bekannten politischen Texte eines der führenden Philosophen des 20. Jahrhunderts, die von Fragen der Macht und Unterdrückung bis hin zu Fragen der Ethik, Identität und Verantwortung reichen, werden für Studenten und Wissenschaftler der Philosophie, Politik und Theologie sowie für alle, die sich mit den großen politischen Fragen unserer Zeit beschäftigen, von Interesse sein.