
Observations on Modernity
Diese Sammlung von fünf Aufsätzen des bedeutendsten und einflussreichsten deutschen Sozialdenkers verbindet Luhmanns Sozialtheorie mit der Frage "Was ist modern an der Moderne? "und zeigt die Ursprünge und den Kontext seiner Theorie auf.
Im einleitenden Essay "Modernität in der Gegenwartsgesellschaft" entwickelt Luhmann die These, dass die moderne erkenntnistheoretische Situation als Folge eines radikalen Wandels gesellschaftlicher Makrostrukturen gesehen werden kann, den er "soziale Differenzierung" nennt und damit das Nebeneinander und die Interaktion einer wachsenden Zahl von sozialen Subsystemen ohne hierarchische Struktur bezeichnet. Die "Europäische Rationalität" definiert Rationalität als die Fähigkeit, die Differenz zwischen Systemen und ihrer Umwelt als Einheit zu sehen. Luhmann argumentiert, dass in einer von Kontingenz geprägten Welt die Rationalität dazu tendiert, mit der Imagination koextensiv zu werden, eine Sichtweise, die ihre klassische binäre Opposition in Frage stellt und die Möglichkeit eröffnet, die moderne Rationalität als ein Paradoxon zu sehen.
Im dritten Aufsatz, "Kontingenz als Definitionsmerkmal der modernen Gesellschaft", entwickelt Luhmann ein weiteres und wahrscheinlich noch wichtigeres Paradoxon: dass die Verallgemeinerung von Kontingenz oder kognitiver Ungewissheit genau das ist, was in modernen Gesellschaften für Stabilität sorgt. Dabei argumentiert er, dass die mittelalterliche und frühneuzeitliche Theologie als ein "präadaptiver Fortschritt" gesehen werden kann, durch den sich das westliche Denken auf die moderne epistemologische Situation vorbereitet hat. In "Die Zukunft beschreiben" behauptet Luhmann, dass weder die traditionelle Hoffnung, aus der Geschichte zu lernen, noch die komplementäre Hoffnung, die Zukunft kognitiv zu antizipieren, aufrechterhalten werden können und dass das klassische Konzept der Zukunft durch den Begriff des Risikos ersetzt werden sollte, der definiert wird als Gegenüberstellung der Erwartung, bestimmte Projekte zu verwirklichen, und des Bewusstseins, dass solche Projekte scheitern könnten. Das Buch schließt mit "The Ecology of Ignorance", in dem Luhmann zukünftige Forschungsbereiche "für noch zu identifizierende Sponsoren" skizziert.